Geeigneter Standort

Bei der Sortenwahl von Pflaumen, Zwetschen, Renekloden und Mirabellen ist zu beachten, dass alle wärmeliebende Gehölze sind, die am besten windgeschützt und in sonniger Lage gepflanzt werden sollten. Ideal sind Standorte mit südlicher Ausrichtung sowie vor Hecken oder Hauswänden. Kalkreicher, humoser und nährstoffreicher Boden wird bevorzugt.
Die genannten Obstsorten vertragen keine staunassen oder stark wechselfeuchte Böden. Also keine Senke auswählen. Ein Anbau in höheren Lagen ist ebenfalls möglich (siehe unten). Guter Boden, nicht verdichtet, am besten eine sonnige Freifläche, möglichst geschützt vor Spätfrösten und starkem Wind, das ist der ideale Platz.

Sortenwahl Pflaumen am Ast

Befruchtung

Es gibt selbstbefruchtende und fremdbefruchtende Pflaumenbäume. Die Selbstbefruchter (z. B. die Sorte „Königin Viktoria“) kommen ohne weiteren Pflaumenbaum aus, sind also vor allem für kleinere Gärten geeignet.
Fremdbefruchter (z. B. die Kirkespflaume) benötigen zumindest einen weiteren Pflaumenbaum einer verträglichen Art. Dabei ist auf Pflaumensorten mit gleicher Blütezeit zu achten; denn bei einer unterschiedlichen Blütezeit ist eine Befruchtung nicht möglich. Je größer die Anzahl der Pflaumensorten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung. Die Anpflanzung von mehreren Gehölzen zahlt sich also aus!

Wie und wann pflanzen?

Ein Pflaumenbaum sollte möglichst im Herbst gepflanzt werden. Notfalls kann das Einsetzen auch nach dem letzten Frost im späten Frühjahr erfolgen. Dem Baum sollte ein Pflanzpfahl zur Seite gestellt werden. Dieser wird direkt mit eingepflanzt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Wurzeln nicht verletzt werden.
Der Pflaumenbaum benötigt im ersten Jahr nach dem Auspflanzen sehr viel Wasser, um eine gesunde Wurzel ausbilden zu können. Dabei gilt die Regel: Lieber einmal in der Woche – möglichst abends – viel gießen, als jeden Tag ein wenig; denn nur so können die Wurzeln tief in das Erdreich eindringen und sich nicht lediglich oberflächig und weit ausbreiten.
Die Baumscheibe (Durchmesser 1-1,5 m ) sollte frei von Kräutern und anderen Pflanzen sein, die dem jungen Baum anderenfalls Nährstoffe und Wasser entziehen würden. Als Pflanzabstand zu anderen Bäumen sollten ca. 8 Meter gewählt werden.

Unterschiedliche Erntezeiten der alten Pflaumensorten

Werden mehrere historische Pflaumensorten angepflanzt, so ist es sinnvoll, dass diese Sorten unterschiedliche Erntezeiten haben. Wenn z.B. eine frühe und eine späte Sorte angebaut wird, hat man über mehrere Wochen hinweg immer frische Pflaumen. Auch muss man dann nicht alle Früchte auf einmal verarbeiten, was ein großer Vorteil ist, wenn man bedenkt, dass ein Pflaumenbaum durchaus mehr als 100 kg Früchte hervorbringen kann.
Frühe Sorten (ab Juli): Zimmers Frühzwetsche, Ontario, Lützelsachser Frühzwetsche.

Mittelfrühe Sorten (ab August): Bühler Frühzwetsche, Graf Althans Reneklode, Wangenheims Frühzwetsche, Oullins Reneklode, Schöne aus Löwen, The Czar, Ersinger Frühzwetsche.
Späte Sorten (ab September): Italienische Zwetsche/Fellenberg, Ortenauer, Stanley, Große grüne Reneklode, Metzer Mirabelle, Nancy Mirabelle.
Sehr späte Sorten (ab Ende September): Anna Späth, Hauszwetsche, Kirkespflaume.

Verwendungsmöglichkeiten von alten Pflaumensorten

Die alten Pflaumensorten sind für sehr unterschiedliche Verwendungszwecke geeignet. So gibt es Pflaumensorten wie z.B. die Löhrpflaume, die man zur Herstellung von erstklassigen Destillaten verwendet, weil sie einen hohen Zuckergehalt, viele Mineralstoffe und ein kräftiges Aroma hat und gleichzeitig reift, d.h. die Früchte werden nicht nacheinander reif, sondern fast alle zur gleichen Zeit. Daneben gibt es bei den historischen Pflaumensorten „Alles-Könner“ wie z.B. die Hauszwetsche, die man zum Backen, Brennen und Dörren etc. verwenden kann.

Brennpflaumen: Nancymirabelle, Italienische Zwetsche/Fellenberg, Hauszwetsche, Stanley, Wangenheims Frühzwetsche.
Backpflaumen: Auerbacher, Hauszwetsche, Bühler Frühzwetsche, Ersinger Frühzwetsche, Wangenheims Frühzwetsche.
Dörrpflaumen: Kirkespflaume, Wangenheims Frühzwetsche, Italienische Zwetsche/Fellenberg, Große grüne Reneklode, Metzer Mirabelle, Hauszwetsche.
Kompottpflaumen: The Czar, Ersinger Frühzwetsche, Althans Reneklode, Große grüne Reneklode.
Einmachpflaumen: Graf Althanns Reneklode, Hauszwetsche, Königin Viktoria, Nancymirabelle, Metzer Mirabelle, Oullins Reneklode (mit Stein), Wangenheims Frühzwetsche, Große grüne Reneklode, Stanley.
Pflaumen für Mus: Bühler Frühzwetsche, Hauszwetsche, Stanley.
Pflaumen für Marmelade: Große grüne Reneklode, Nancymirabelle, Oullins Reneklode, Ersinger Frühzwetsche, Italienische Zwetsche/Fellenberg.

Wurzelechte alte Pflaumensorten

Pflaumen wurden früher – zumindest auf dem Lande – über Wurzelausläufer vermehrt. Wurzelechte Pflaumen beginnen um das sechste Standjahr herum Wurzelschosser zu bilden, die man ausgraben und zu Pflaumenbäumen heranziehen kann. „Diese Vermehrungsart hat zum einen den Vorteil, dass dazu keine Veredlungskenntnisse notwendig sind, die Sorten also von jedermann „über den Gartenzaun“ weitergegeben werden können. Zum anderen sind wurzelechte Pflaumen langlebiger als veredelte Exemplare, da sie selbst nach Rodung des Mutterbaumes durch ihre Wurzelschosser weiterleben und sich durch diese auch großflächiger verbreiten können. Wurzelechte Pflaumen sind auch insgesamt robuster, denn sie haben den Vorteil, dass sie nur aus einer Pflanze bestehen, der Baum also nicht – wie bei veredelten Bäumen – darauf angewiesen ist, dass das Zusammenspiel von Unterlage und Edelsorte klappt. Da sie sich selbstständig vegetativ in der Fläche vermehren, eignen sie sich – anders als veredelte Obstgehölze – auch zur Anlage von Wildobsthecken, z. B. in Kombination mit Kornelkirsche, Holunder und Haselnüssen. Solche Hecken sind als Abgrenzungsstrukturen von Grundstücken oder Hausgärten einsetzbar und bieten eine interessante Alternative zu den üblichen Kirschlorbeer- oder Thujahecken. Sie liefern Naschfrüchte, die nicht nur Kinder in den Garten locken. Mit ihrer Biodiversität bieten sie zudem Vögeln, Insekten und Kleinsäugern Nahrungsgrundlage und Refugium.“ (Dr. Annette Braun-Lüllemann, Kirschen und Pflaumen aus Luxemburg, 2020, S. 9).
Wurzelechte alte Pflaumensorten sind z.B: Bühler Frühzwetsche, Hauszwetsche, Große grüne Reneklode, Marunke (Große Britzer Eierpflaume), Gelbroter Spilling.

Anbau von alten Pflaumensorten auch in höheren Lagen möglich

Bei der Sortenwahl sollten die klimatischen Bedingungen berücksichtigt werden (Kaltluftzufuhr, Niederschläge, längere Winter etc.). Einige historische Pflaumensorten (z.B. Bühler Frühzwetsche, Hauszwetsche, Ersinger Frühzwetsche, Emma Leppermann, Löhrpflaume, Schöne aus Löwen, Viktoriapflaume, Wangenheimer, Oullins Reneklode) kommen auch mit ungünstigeren Bedingungen zurecht. Gerade in Lagen, an denen der Obstanbau wenig verbreitet ist, muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Befruchtung sichergestellt ist.

Sortenwahl: alte, regionaltypische Pflaumensorten

Regionale Sorten haben sich über viele Jahre bewährt und an spezifische Standortbedingungen angepasst. Sie sind daher oft sehr robust und wenig anfällig für Krankheiten. Darüber hinaus erweitern sie das Spektrum der Aromen und der Verwendungsmöglichkeiten erheblich. Es wäre daher wünschenswert, wenn in den verschiedenen Regionen wenigstens an einigen Stellen regionaltypische Sorten erhalten blieben.

In der Oberlausitz z.B. wurden in den vergangenen 150 Jahren mehr als 90 verschiedene Pflaumen-, Zwetschen-, Renekloden- und Mirabellensorten angebaut (siehe hierzu die Übersicht im pdf-Format). Manche dieser Sorten wurden durch all´ diese Jahre fast durchgängig von den regionalen Baumschulen angeboten. Daher liegt die Vermutung nahe, dass sich diese Sorten in der Region bewährt haben. Zu diesen traditionellen, typischen Sorten der Oberlausitz gehören:

  • Althanns Reneklode
  • Anna Späth
  • Bühler Frühzwetsche
  • Große grüne Reneklode
  • Hauszwetsche
  • Kirkes Pflaume
  • Königin Viktoria
  • Metzer Mirabelle
  • Mirabelle aus Nancy
  • Ontariopflaume
  • Schöne aus Löwen
  • The Czar
  • Wangenheims Frühwetsche.

Bezugsquellen für alte Pflaumensorten

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass mehr als 30 Prozent der historischen Pflaumensorten, die wir von Baumschulen bezogen haben, nicht sortenecht waren. D.h., wir haben eine Sorte unter einem bestimmten Namen von einer Baumschule gekauft und nach 5-10 Jahren, als die Sorte das erste Mal Früchte getragen hat, stellte sich heraus, dass es sich gar nicht um die gewünschte historische Pflaumensorte handelt.
Wer eine solche Erfahrung vermeiden möchte, dem raten wir, sich Edelreiser von den Sammlern/-innen des Obstsortenerhalternetzwerks des Pomologen Vereins zusenden zu lassen. Deren Sorten wurden von einer pomologischen Kommission überprüft.

Auch die Oberlausitz-Stiftung gehört zu diesem Obstsortenerhalternetzwerk. Hier finden Sie den Link zu den bei der Oberlausitz-Stiftung vorhandenen Pflaumensorten. Die verifizierten historischen Pflaumensorten unserer Sammlung sind mit einem „V“ gekennzeichnet.

Sie können sich Edelreiser von alten Pflaumensorten von uns zusenden lassen und damit zu einer Baumschule in Ihrer Nähe gehen. Diese wird für Sie im nächsten Frühjahr einen Pflaumenbaum mit diesen Reisern veredeln. Im Herbst (der besten Pflanzzeit für Obstbäume) können Sie dann einen Baum mit der von Ihnen gewünschten alten Pflaumensorte pflanzen.
Weitere Infos zum Versand unserer Edelreiser finden Sie hier: Bestellung von Edelreisern – www.oberlausitz-stiftung.de

Dringende Hinweise!

Nehmen Sie nie Edelreiser von alten Pflaumensorten, ohne dass speziell die Früchte auf Scharkabefall kontrolliert wurden.
Entnehmen Sie keine Unterlagen (speziell Zwetschenunterlagen) aus wild aufgegangenen Beständen, ohne dass Sie zu 100 Prozent sicher sind, dass diese nicht scharkaverseucht sind. Im Zweifel immer die Unterlagen aus Unterlagenbaumschulen beziehen.
Die Pflaumenbäume der Oberlausitz-Stiftung werden regelmäßig auf Scharka-Befall kontrolliert. Eine hundertprozentige Garantie auf Scharkafreiheit geben wir allerdings nicht.