Geeigneter Standort

Bei der Sortenwahl ist die Wahl eines geeigneten Standortes in Zeiten des Klimawandels von größter Bedeutung. Denn künftig ist mit einer erhöhten Trockenheit und erhöhter Sonnenscheindauer in den Sommermonaten zu rechnen. Leichte Sandböden sind daher für die Anpflanzung von Apfelbäumen ebenso wie die Anpflanzung an Südlagen zu vermeiden. Auch sollte man Senken meiden, in denen Spätfröste die Bäume schädigen können (in Hessen sind in den Jahren 2020-2022 Tausende von Obstbäumen bei Spätfrösten erfroren, auch Altbestände z.B. der Sorte „Ontario“ (nach Angaben von Marcus Koch, Baumschule Pflanzlust am 30.04.22 bei der Frühjahrstagung des Pomologen Vereins).

Sortenwahl Äpfel Foto Blüte Zuccalmaglio Renette

Extrem schwere und damit kalte und nasse Böden sind ebenso zu meiden. Äpfel lieben keine Staunässe. Guter Boden, nicht verdichtet, nicht zu feucht, möglichst geschützt vor Spätfrösten und starkem Wind, das ist der ideale Platz.
Am besten eignen sich humusreiche und gut durchlüftete Böden mit einem ph-Wert von 5,6 bis 6,5.
Bei der Sortenwahl sollten die klimatischen Bedingungen berücksichtigt werden. So herrschen z.B. in Zittau ganz andere Einflüsse wie in den Höhenlagen des Zittauer Gebirges (Kaltluftzufuhr, Niederschläge etc.). Einige Apfelsorten kommen auch mit ungünstigeren Bedingungen zurecht.
In der Nähe des Gemüsebeetes hat ein Baum nichts zu suchen, da er Schatten wirft und das Gemüse im Wachstum behindert.

Befruchtung von Apfelbäumen

Die meisten Apfelsorten sind selbststeril, das heißt, die Befruchtung bleibt ohne Blütenstaub von einer anderen Sorte aus. Äpfel gehören somit zu den Fremdbestäubern. Man muss also darauf achten, dass geeignete Bestäubersorten in der Nähe stehen. Welche das jeweils sind, steht zum Beispiel auf dem mitgelieferten Sorten-Steckbrief von der Baumschule.
Die meisten Apfelsorten sind gute Pollenspender. Das sind die diploiden Sorten, also die mit einem doppelten Chromosomensatz (2 x 17 = 34). Für die (gegenseitige) Befruchtung der diploiden Sorten benötigt man eine(!) weitere/andere, ebenfalls diploide Sorte. Nur die triploiden Sorten, also die mit dreifachem Chromosomensatz (3 x 17= 51), eignen sich nicht als Befruchtersorte. Für eine triploide Sorte, benötigt man darum automatisch zwei (!) diploide Pollenspender. Einen für triploide Sorte und je einen für die gegenseitige Befruchtung der beiden diploiden Sorten.
Eine tabellarische Übersicht über die Befruchtungsverhältnisse der Apfelsorten findet sich hier:
https://www.bund-lemgo.de/download/Int_Befruchtertabelle_Apfelsorten_201.pdf

Nutzung der Äpfel

Vorab sollte man überlegen, ob die Äpfel zum baldigen Verzehr geeignet sein sollen oder lange lagerfähig sein sollen. Da man meist sehr viel mehr ernten als sofort essen kann, empfehlen sich vor allem sogenannte Winteräpfel oder Lageräpfel, die man besonders lange lagern kann. Wenn man mehrere Apfelbäume pflanzt, ist es empfehlenswert, einerseits Sorten zu pflanzen, die früh reif sind (sog. Sommeräpfel wie der Klarapfel) und Sorten, die später reifen.
Nicht alle Apfelsorten schmecken frisch vom Baum. Insbesondere die sogenannten Winteräpfel müssen in der Regel mindestens zwei Monate gelagert werden, damit sich ihre Fruchtsäure etwas abbaut und sie ihren Geschmack entfalten. Dafür halten sie sich lange und können bei richtiger Lagerung auch im April noch genossen werden. Andere Sorten hingegen sollten Sie möglichst bald verzehren, da sie schon nach kurzer Lagerzeit mehlig werden und an Geschmack verlieren.
Außerdem unterscheidet man zwischen Tafeläpfeln für den Frischverzehr, Mostäpfeln zur Saftherstellung und Küchenäpfeln zum Backen oder zur Herstellung von Apfelmus. Die Übergänge sind allerdings oft fließend: Einen klassischen Backapfel wie den ‚Boskoop‘ beispielsweise, essen viele Hobbygärtner auch gerne frisch, obwohl er recht sauer ist.

Stammform

Die Größe des Gartens oder der Wiese ist ausschlaggebend für die Wahl der Stammform. Hier unterscheidet man zwischen Hochstamm (160-180 cm), Halbstamm (100 bis 120 cm) oder einem Busch (40-60 cm).
Aber informieren Sie sich rechtzeitig über die maximale Größe und die Wuchseigenschaften: Einen selbst gezogenen Apfelbaum irgendwann fällen zu müssen, weil er zu groß geworden ist: das ist mehr als traurig.

Geschmack

Wenn man das alles berücksichtigt hat, bleibt noch der persönliche Geschmack. Was nützt der beste Apfelbaum, wenn einem die Früchte nicht schmecken. Daher sollte man jede Gelegenheit nutzen, an einer Verkostung von Äpfeln teil zu nehmen.

Sortenempfehlungen

Dringend abzuraten ist für den eigenen Garten von der Pflanzung von Sorten, die es im Supermarkt zu kaufen gibt (Gala, Elstar, Golden Delicious). Diese Sorten benötigen einen sehr hohen Pflegeaufwand (Spritzmittel etc.). Außerdem ist es vorteilhaft, Apfelsorten im eigenen Garten mit einem anderen Geschmack und anderen Nutzungsmöglichkeiten zu haben.
Die Sorte „Cox Orange“ ist als Tafelapfel sehr beliebt und wird immer wieder nachgefragt. Sie ist ein sehr guter Bestäuber für fast alle anderen Apfelsorten, jedoch sehr anfällig gegen Krankheiten, Wild- und Nagerverbiss, ebenso gegen Spätfröste. Nach unseren Erkenntnissen ist Cox Orange deshalb nur als Viertel- oder Halbstamm zu empfehlen.

Aufgrund ihrer Anfälligkeit bei Spätfrösten sind folgende Sorten nicht zu empfehlen (nach Angaben von Marcus Koch, Baumschule Pflanzlust am 30.04.22 bei der Frühjahrstagung des Pomologen Vereins):
• Ontario, alle Bäume sind bei der Baumschule Pflanzlust (Hessen) 2021-2022 erfroren, auch 80 Jahre alte Bäume
• Pirol, Totalverlust
• Prios
• Santana, Totalverlust
• Berlepsch, 1/3 bis 2/3 der Astpartien erfroren
• Jona-Gold, mittlere Frostchäden
• Gelber Münsterländer (extreme Frostschäden)
• Metzrenette,
• Roter Sommerkalvill,
• Alkmene, Topaz, Ananasapfel, Cox, Gloster (leichte Frostschäden, kleinere fingerdicke Äste, Frostplatten am Stamm)

Empfehlenswerte alte Apfelsorten für den Anbau im Garten

Sorte   Eignung   Pflückreife   Genußreife   Besonderheiten
Gravensteiner Tafelapfel September September bis November Seinen sehr guten Geschmack genießt man am besten frisch vom Baum. Die Früchte reifen nicht gleichzeitig. Anfällig für Schorf, Mehltau und Spätfröste; nur bis November haltbar
Boskoop Tafelapfel Oktober Januar-April im Geschmack säurebetont; anfällig für Frost und Schorf
Alkmene Tafelapfel Anfang September September bis November guter Befruchter; gering anfällig gegen Schorf und Mehltau; Cox-Aroma; sehr gute Alternative zur krankheitsanfälligen Cox Orange, jedoch nur bis Höhenlagen von 400 m empfehlenswert.
Prinz Albrecht von Preußen Tafelapfel Ende September November bis Januar widerstandsfähig; auch für rauhe Lagen geeignet
Zuccalmagglios Renette Tafelapfel Ende Oktober November bis Februar feinwürziges Aroma; hohe Erträge; widerstandsfähig; vielseitig verwertbar; für den Anbau als Hochstamm weniger geeignet

Empfehlenswerte alte Apfelsorten für den Anbau auf der Obstwiese oder im großen Garten

Sorte   Eignung   Pflückreife   Genußreife   Besonderheiten
Brettacher Wirtschafts- und Tafelapfel Mitte bis Ende Oktober Februar bis Mai widerstandsfähig; für warme und mittlere Lagen
Gelber Edelapfel Tafel- und Kuchenapfel Mitte September Oktober bis Januar im Geschmack säurebetont; gering anfällig gegen Krebs; für rauhe Lagen; sehr guter Kuchenapfel
Großer Rheinischer Bohnapfel Wirtschaftsapfel Mitte Oktober Januar bis Mai widerstandsfähig; auch für rauhe Lagen; sehr lange haltbar
Harberts Renette Tafel- und Wirtschaftsapfel Mitte Oktober Dezember bis Januar widerstandsfähig; auch für rauhe Lagen; nur für leichte Böden wegen Stippe
Kaiser Wilhelm Tafel- und Wirtschaftsapfel Anfang Oktober November bis Februar süßsäuerliche Früchte; Ertrag setzt spät ein; auf schweren nassen Böden krebsanfällig; noch für mittlere Lagen geeignet
Rheinischer Winterrambour Wirtschafts- und Tafelapfel Mitte Oktober Dezember bis Mai widerstandsfähig; Ertrag setzt spät ein; großfrüchtig
Riesenboiken Wirtschaftsapfel Mitte Oktober November bis April früh einsetzender und regelmäßiger Ertrag; mildsäuerliche Früchte mit relativ wenig Aroma; widerstandsfähig; auch für rauhe Lagen geeignet
Roter Bellefleur Tafel- und Wirtschaftsapfel Mitte Oktober Dezember bis Mai auffällig späte Blüte; schmackhafte Früchte (saftig und vorwiegend süß); widerstandsfähig; breit anbaufähig, gut lagerbar
Winterprinzenapfel Wirtschaftsapfel Oktober November bis Januar widerstandsfähige Keltersorte; bildet walzenförmige Früchte an großen Bäumen