Unsere Auswahl an alten Kirschsorten finden Sie hier unten

Kirschen Frühe königliche MaiweichselAlte Kirschsorten

Im 19. Jahrhundert gab es ca. 700 Kirschsorten im deutschsprachigen Raum.[1] Darunter waren Sorten, die überregional verbreitet waren wie z.B. die Große schwarze Knorpel, Große Prinzessin, Büttners rote Knorpel, Schneiders späte Knorpel oder Hedelfinger Riesenkirsche. Und es gab Kirschsorten mit nur regionaler oder lokaler Verbreitung.

Mehr als die Hälfte der Sorten alter Kirschen ist längst aus den Supermärkten und Baumschulen verschwunden und höchstens noch in Sammlungen, wie z.B. der der Oberlausitz-Stiftung vorhanden.[2] Im Supermarkt gibt es dagegen fast nur noch Neuzüchtungen von großen, dunklen und transportfesten Früchten von Süßkirschen. Während man neue Süßkirschensorten in den Sommermonaten leicht in den Supermärkten kaufen kann, gibt es dort bereits seit Jahrzehnten keine Möglichkeit mehr, frische Sauerkirschen oder Bastardkirschen zu kaufen – weder alte noch neue Sorten.

Weichseln und Amarellen – alte Sauerkirschsorten mit großartigem Aroma

Sowohl die Weichseln als auch die Amarellen gehören zu den Sauerkirschen. Die dunklen Weichselkirschen mit dem kräftig-sauren Geschmack wurden früher zu Konfitüren, Likören oder Säften verarbeitet und waren wichtiger Bestandteil der Schwarzwälder Kirschtorte und – eingelegt in Balsamicoessig – Beilage zum Hirschrücken. Heute erhält man im Supermarkt höchstens Sauerkirschen im Glas, und dort immer wieder die Schattenmorelle, eine zweifellos gute, traditionelle Sorte. Aber die anderen großartigen Sorten mit unvergleichbarem Aroma sucht man vergeblich. Solche Sorten sind z.B.

  • Koröser Weichsel: Große, dunkelviolette, sehr wohlschmeckende Früchte mit ausgeglichenem Zucker-Säure-Verhältnis, im Ertrag etwas schwankend.
  • Minister von Podbielski: Große dunkle und außerordentlich aromatische Früchte, mit leichtem Bittermandelaroma, im Ertrag etwas schwankend.
  • sowie zahlreiche weitere Sorten wie die aus Sachsen stammende Röhrigs Weichsel oder die Schwäbische Weinweichsel.

Auch die hellroten Amarellen mit ihrer feinen Säure und ihrem ganz besonderen Aroma sind seit Jahrzehnten vom Markt völlig verschwunden. Zu diesen alten Amarellensorten gehören z.B.:

  • Diemitzer Amarelle: anders als die Schattenmorelle ist die Diemitzer Amarelle kaum anfällig für die gefürchtete Spitzendürre, die die Bäume innerhalb weniger Jahre zum Absterben bringen kann. Früchte erst richtig ausreifen lassen, dann lösen sie sich vom Stiel ohne dass der Stein hängen bleibt!
  • Königliche Amarelle: ist in ihren Fruchteigenschaften der Diemitzer Amarelle sehr ähnlich, bildet aber im Alter größere Bäume. Ebenfalls nicht anfällig gegen Spitzendürre.

Bastardkirschen – die Edelsten aller alten Kirschsorten

Diese Gruppe von Kirschen steht mit ihren Merkmalen zwischen Süß- und Sauerkirschen. Daher ihr Name „Bastardkirschen“. Die Bäume der Bastardkirschen wachsen meist stark wie die Süßkirschen. Die Triebe und Blätter hingegen sind sauerkirschenartig und ihr weiches Fruchtfleisch ähnelt dem der Sauerkirsche. Die Bastardkirschen haben ein ausgewogenes Verhältnis von kräftiger Säure und viel Süße. Daher gelten die „Süßsauren“ seit jeher als die Edelsten aller Kirschen. Leider sind die Bastardkirschensorten sehr druckempfindlich und haben oftmals nur wenige Früchte. Deshalb sind sie völlig aus dem Kirschenanbau verschwunden. Auch hier seien wenigstens zwei dieser edlen, alten Kirschsorten empfohlen:

Spanische Glaskirsche: Mittelfrühe Reife, relativ große Frucht, guter Geschmack.
Schöne von Chatenay: extrem späte Reife, eine der letzten Kirschsorten, kann über mehrere Wochen geerntet werden, sehr gutes Aroma.

Frühreifende, alte Süßkirschensorten: ebenfalls vom Markt verschwunden

Der Pomologe Hans-Joachim Bannier schreibt hierzu: „Früher hatte jeder Kirschanbauer zahlreiche Sorten mit verschiedenen Reifezeiten (gestaffelt von der ersten bis zur sechsten der sog. „Kirschwochen“). So konnte er seinen Kunden über einen längeren Zeitraum Kirschen anbieten. Die Kunden wussten, dass die frühreifenden sog. Herzkirschen meist etwas weicher waren als die spätreifenden Knorpelkirschen, die etwa ab der 4. Kirschwoche (KW) reifen. Mit dem in den 1960er Jahren aufkommenden Trend zum Selbstbedienungsladen und dem wachsenden Einfluss der Handelsketten waren die weicheren Frühkirschen jedoch bald dem Konkurrenzdruck der zeitgleich im Supermarkt angebotenen festeren Knorpelkirschen aus Südeuropa ausgesetzt. Die Handelsketten zogen schnell die Importkirschen mit ihrer geringeren Druckanfälligkeit vor. So hat der Obstbau sich – bis auf wenige Ausnahmen – aus dem Anbau von Frühkirschen in Deutschland heute fast gänzlich zurückgezogen.“[3]

Empfehlenswerte alte Süßkirschensorten[4]

Hans Joachim Bannier, der zusammen mit Dr. Annette Braun-Lüllemann mehr als 200 Süßkirschensorten auf Geschmack, Baum- und Fruchteigenschaften geprüft hat, empfiehlt folgende Süßkirschensorten:
Schwarzrote frühe und mittelfrühe Sorten:
Werdersche Braune (3. KW), Bernhard Nette (2.-3. KW), Zum Feldes Frühe Schwarze (2. KW), Frühe Spanische (3. KW), Schubacks Frühe Schwarze (3. KW), Landele (Syn. Schwarzer Falter, Mohrenkirsche, Freinsheimer Schwarze, Zipfelbachperle) (3. KW), Rivers Frühe (2. KW), Spitze Braune und Moserkirsche (Baden Württemberg) (2. KW, 3. KW), Souvenir de Charmes (Südwestdeutschland) (2. KW).
Rotbunte Sorten
Frühe und mittelfrühe: Köbles Schecken (1.-2. KW), Kunzes Kirsche (2.-3. KW, exzellente Baumgesundheit), Garrns Bunte (2.-3. KW, exzellente Baumgesundheit), Maibigarreau (2.-3. KW), Kronprinz von Hannover (3. KW), Tilgeners Rote Herzkirsche (3.-4. KW, exzellente Baumgesundheit), Lucienkirsche (3.-4. KW, große Platzfestigkeit).
Mittelspäte und späte: Weiße Spanische (4. KW, exzellente Baumgesundheit), Grosse Prinzessin (5. KW, regional anfällig für Monilia), Büttners Späte Rote Knorpelkirsche (5.KW), Grolls Bunte (5. KW), Merton Late (5.-6. KW), Grevenbroicher Knorpelkirsche (6.-7. KW).
Bannier weist darauf hin, dass die „Rotbunten“ durchaus einige Vorteile haben. So werden die Frühsorten unter ihnen nicht ganz so stark vom Vogelfraß heimgesucht wie die Schwarzroten der gleichen Reifezeit. Auch von der Made der Kirschfruchtfliege sind die rotbunten Sorten in der Regel nicht ganz so stark befallen wie zeitgleich reifende dunkle Sorten.
Dunkle Knorpelkirschen
Grolls Schwarze (5. KW), Schneiders Späte Knorpel(4.-5. KW), Leipziger Lotkirsche (5. KW), Badeborner (5.-6. KW), Hedelfinger (5.-6. KW), Steinknorpel (Lokalsorte Witzenhausen) (4.-5. KW), Haumüller (4.-5. KW), Adlerkirsche von Bärtschi (5. KW).

Reifezeiten: mehr als zehn Wochen lang Freude an alten Kirschsorten

Mit dem Begriff „Kirschwochen“ (KW) wird die Erntezeit der Kirschen bezeichnet. Die Kirschwochen beginnen regional unterschiedlich mit der Reife der Kirschsorte „Früheste der Mark“.
Die Kirschwochen beginnen im Süden (zum Beispiel am Bodensee) wesentlich früher als im Norden (zum Beispiel „Altes Land“). Der genaue Erntetermin ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Klima, Mikroklima, Standort, Boden, Nährstoff- und Wasserversorgung. Die Dauer einer Kirschwoche hängt von der jeweiligen Witterung ab: bei heißem Wetter kann diese nur 5 Tage, bei kühlem Wetter auch 10 Tage umfassen. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass die Kirschwochen um den 1. Mai beginnen. Die derzeit am spätesten reifende Kirschsorte ist die „Rote Späternte“ (10.-12. Kirschwoche). Eine Sorte der 4. Kirschwoche ist dabei immer und überall ca. eine Woche früher reif als eine Sorte der 5. Kirschwoche.
Durch die unterschiedliche Erntezeit der verschiedenen Kirschsorten lässt sich also die Kirschernte über mehrere Monate ausdehnen.

Für den Selbstversorger ist die Reifezeit ein wichtiges Kriterium für die Auswahl alter Kirschsorten: Will man auf keinen Fall Kirschmaden in den Früchten haben, wählt man am besten eine frühreifende Sorte bis zur 3. Kirschwoche. Mag man lieber knackige Kirschen mit festem Fruchtfleisch, wählt man später reifende Sorten aus.

Alte, regionaltypische Kirschsorten

In Deutschland gab es bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts berühmte Kirschanbaugebiete mit regionaltypischen Sorten, die heute noch vorhanden sind, wie z. B.
Altes Land: Schubacks Frühe Schwarze, Späte Spanische, Lucienkirsche, Zum Feldes frühe Schwarze, Minners Bunte, Jorker Späte, Garrns Bunte, Stechmanns Bunte.
Mittelrheintal: Bopparder Krächer, Filsener Frühkirsche, Filsener Goldperle, Geisepitter, Hängige, Heidelberger, Höppches, Kaiserkirsche, Kesterter Schwarze.
Guben: Dönissens Gelbe Knorpelkirsche (kaum Vogelfraß, da die Vögel die gelben Früchte als unreif ansehen), Fromms Herzkirsche, Grolls Bunte, Grolls Schwarze, Große Germersdorfer, Gubens Ehre, Schneiders späte Knorpelkirsche.
Witzenhausen: Steinknorpel, Frühe Spanische, Oberrieder Pampel.
Meißen/Lommatzsch: Franzens Wilde, Lommatzscher Glasierte.

Regionale Sorten haben sich über viele Jahre bewährt und an spezifische Standortbedingungen angepasst. Sie sind daher oft sehr robust und wenig anfällig für Krankheiten. Darüber hinaus erweitern sie das Spektrum der Aromen und der Verwendungsmöglichkeiten erheblich.
Es wäre wünschenswert, wenn in den genannten und den anderen traditionellen Kirschanbaugebieten wenigstens an einigen Stellen diese regionaltypischen Sorten erhalten blieben. Vorbildlich sind in dieser Hinsicht die Sammlungen in Witzenhausen, der Boomgarden Park Helmste, in dem die Altländer Kirschorten erhalten werden sowie die Sammlung von Kirschorten des Mittelrheins in Filsen.

Alte Kirschsorten für raue Lagen

Bei der Sortenwahl sollten die klimatischen Bedingungen berücksichtigt werden (Kaltluftzufuhr, Niederschläge, längere Winter etc.). Einige historische Kirschsorten kommen auch mit ungünstigeren Bedingungen zurecht. Gerade in Lagen, an denen der Obstanbau wenig verbreitet ist, muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Befruchtung sichergestellt ist. Beispielhaft seien folgende alte Kirschsorten zum Anbau in rauen Lagen empfohlen:
Büttners rote Knorpel: reift in der 5. Kirschwoche. Mittelgroße, feste, sehr süße, würzige Früchte mit hellem Saft. Hoher, regelmäßiger Ertrag, starker Wuchs. Gute Befruchtersorte.
Große Schwarze Knorpelkirsche: reift in der 5.-6. Kirschwoche, aromatisch und sehr süß, Frucht fest, aber platzempfindlich.
Rote Späternte: die roten Früchte sind sehr klein und besitzen Wildkirschenaroma. Sie reifen in der 10. bis 12. Kirschwoche folgernd. Durch die späte Reife bleibt die Sorte madenfrei. Der Baum ist sehr gesund und frosthart.
Schwäbische Weinweichsel: reift in der 5. – 6. Kirschwoche. Die Früchte sind dunkelrot, leicht glasig, mittel bis klein, gedrungen und saftig. Die Kerne lassen sich leicht vom Fruchtfleisch lösen. Die Sorte ist selbstfruchtbar.

Für jeden Verwendungszweck die passende alte Kirschsorte

Trockenkirschen/Dörrkirschen: Altländer Spitze, Geisepitter, Kesterter Schwarze, Zum Feldes Frühe Schwarze.
Marmelade, Konfitüre: Altländer Spitze, Diemitzer Amarelle, Franzens Wilde, Landele, Mödinger, Tilgeners Rote Herzkirsche.
Einmachkirschen: Büttners Rote Knorpel, Große Schwarze Knorpel, Spanisch Braune, Weiße Spanische, Hedelfinger Riesenkirsche, Schneiders Späte Knorpelkirsche.
Kuchenbelag: Diemitzer Amarelle, Werdersche Glaskirsche, Königliche Amarelle, Beutelpacher Rexelle, Königin Hortense.
Brennkirschen: Benjaminler, Dolleseppler, Schlapper, Schwarze Schüttler, Stettemer. Stotze.

Hinweise zur Sortenwahl und Pflanzung von Kirschen finden Sie auch hier noch einmal zusammenfasst.

Literaturquellen:
[1] Darunter erstens, 349 in den historischen pomolog. Hauptwerken der letzten 200 Jahre beschriebene Sorten: Truchsess (1819), Ill. Handbuch Obstkunde (1861, 1870, 1875), Deutschlands Obstsorten (1905-34), Deutsche Obstsorten (1956-1961). Zweitens, geschätzte 100 in weiterer pomol. Literatur beschriebene Sorten. Drittens, geschätzte 250 nicht in der Literatur beschriebene Lokal- u. Regionalsorten.
[2] Insgesamt waren bei einer Überprüfung der Kirschsortensammlungen, die Bestandteil der Deutschen Genbank Obst sind, im Jahr 2020 nur noch 302 verschiedene Süßkirsch- und 37 verschiedene Sauer-/Bastardkirschsorten bzw. -klone vorhanden.
[3] Hans-Joachim Bannier, Verkehrte Kirschenwelt. Über die Sortenentwicklung und die fatale „Außerwertsetzung“ alter Süßkirschsorten, in: Jahresheft des Pomologen Verein, 2011, S. 4-5.
[4] Ebenda, S. 6-8.

Die Sorten, deren Echtheit von der pomologischen Kommission des Pomologen-Vereins bestätigt wurden oder mittels molekularer Marker bestätigt wurden, sind mit „V“ (verifiziert) hinter dem Sortennamen gekennzeichnet.
Viele der Kirschsorten wurden erst vor kurzem angepflanzt. Daher können von diesen Sorten noch keine Edelreiser abgegeben werden.

A

  • Alte Luxemburger, Reiser derzeit nicht verfügbar. Herkunft: Unbekannt, vermutlich luxemburgischen Ursprungs. Der Name dieser Sorte wurde von der Besitzerin eines Bauerngartens bei Lorenzweiler (Luxemburg) genannt. In Pomologien taucht der Name nicht auf. Erstbeschreibung 2018 von Dr. Annette Braun-Lüllemann (Kirschen und Pflaumen aus Luxemburg, 2018, S. 14). 2020 wurde die Sorte von ihr auch in Steindörfel in der Oberlausitz gefunden (siehe dazu Annette Braun-Lüllemann: Sortenerfassung alter Kirschbestände der Oberlausitz, S. 8).

B

  • Badeborner Schwarze Knorpel, in der 2. Hälfte des 19. Jhd. in Badeborn bei Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) gefunden und von der Baumschule Wilhelm Teickner (Gernrode, Harz) seit 1912 verbreitet. Ersterwähnung 1912 in der Provinzialsächsischen Monatsschrift für Obst-, Wein- und Gartenbau (S. 51-52 und S. 185-186). Die Sorte ist vermutlich identisch mit der „Farnstädter Schwarze“ (Obstsortenwerk. Alte Süßkirschensorten, 2010, S. 62) = Badeborner, Badeborner Schwarze.
  • Böhmische Kastanienkirsche, Erstbeschreibung 1941 von Karel Kamenický (Atlas trzních odrud ovocných, Praha S. 66), Herkunft: Tschechien = Kastanka (Tschechien), Guigne Chátaigne de Boheme.
  • Braunauer, V, ursprünglich eine Lokalsorte aus dem Kreis Querfurt (Sachsen-Anhalt). Um 1900 aus einer Formengruppe als bester Typ ausgelesen. Ersterwähnung 1920 in der Provinzialsächsischen Monatsschrift für Obst-, Wein- und Gartenbau (S. 128) = Brunokirsche (Anbaugebiet Witzenhausen).
  • Büttners Rote Knorpelkirsche, trug 1795 das erste Mal. Wurde in Halle (Saale) von Stiftshauptmann Büttner aus Samen gezogen. Erstbeschreibung von Büttner selbst als „Neue rothe Knorpelkirsche“(Der Teutsche Obstgärtner, Bd. 7, S. 388 f) = Altenburger Melonenkirsche (Sachsen), Bigarreau Büttner´s Rote, Bigarreau Cartilagineux, Bigarreau Cartilagineux deBüttner, Bigarreau neue Rote, Bigarreau Rouge Büttner, Bütnerova pozdní chrupka (Tschechien), Büttners Rote neue Knorpelkirsche, Emperor Francis, Grosse rote Knorpel, Lauermanns Kirsche, Lauermanns Knorpelkirsche, Königskirsche, Melonenkirsche, Neue rote Knorpel, Königskirsche, Kaiser Franz, Napoleon, Royal Ann, Witzenhäuser Königskirsche (Nordhessen).

C

  • Coburger Maiherz – Typ Sahlis-Kohren, V, alte Sorte, deren Entstehung unklar ist. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war sie in der Region Sahlis-Kohren bereits auf Altbäumen verbreitet. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war sie als „Coburger Maiherzkirsche“ regelmäßig in Sortenbeschreibungen und auf Empfehlungslisten aufgeführt. Das Illustrirte Handbuch der Obstkunde von 1875 vermutet einen Ursprung in Frankreich (Bd. 3, S. 51-52). Im Sortenwerk „Deutschlands Obstsorten“ (Bd. 5) wird 1927 ausgeführt, dass die Sorte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Coburg aufgefunden wurde, doch ursprünglich aus Bollweiler im Elsass stammen soll. Da inzwischen mehrere Frühkirschen unter dem Namen Coburger Maiherz verbreitet waren, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts die als wertvollste Sorte dieses Namens erachtete, aus der Gegend Sahlis-Kohren stammende Kirsche, von der Diemitzer Kirschenkommission als „Coburger Maiherz – Typ Sahlis-Kohren“ bezeichnet = Altländer Hedelfinger, Braune aus Buhlbronn, Coburger Maiherzkirsche – Typ Sahlis-Kohren, Coburger, Falsche Hedelfinger, Frühe Hedelfinger, Harlemer, Guigne Precoce de Coburg, Harl, Koburská raná (Tschechisch), Murgtalperle, Witzenhäuser Frühe.

D

  • (Diemitzer) Amarelle, V, 1900 wurden von dem Baumschuler Hermann (Zeitz) unter dem Namen „Schöne von Choisy“ Edelreiser an den Provinzialobstgarten Diemitz bei Halle/Saale geliefert. Der eigentliche Ursprung des Mutterbaums dieser Sorte ließ sich nicht mehr feststellen. Erstbeschreibung 1908 unter dem Namen „Schöne von Choisy“ von Müller (Deutsche Obstbauzeitung, S. 217). Später stelle sich jedoch heraus, dass der Name „Choisy“ einer anderen Sorte zukam. Daher erhielt sie von der Sortenprüfungskommission des Deutschen Pomologen-Vereins den neuen Namen „Diemitzer Amarelle“. Ihre tatsächliche Herkunft ist unbekannt = Frühe Ludwig, Ludwigs Frühe.
    Laut der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann ist die Amarellengruppe weder pomologisch noch molekular differenzierbar, weshalb „Diemitzer“ bei uns in Klammern im Namen erscheint.
  • Dönissens Gelbe Knorpelkirsche, V, Ersterwähnung 1825 bei Georg Liegel. Dieser hatte die Sorte 1821 von Truchseß erhalten (Systematische Anleitung zur Kenntnis der vorzüglichsten Sorten des Kern-, Stein-, Schalen und Beerenobstes, S. 162). Erstbeschreibung von Dittrich 1839 (Systematisches Handbuch der Obstkunde, Bd. 2, S. 89). Herkunft: vermutlich in Guben (Brandenburg) als Sämling entstanden und nach dem Züchter benannt = Bernsteinkirsche, Bigarella Luteola, Bigarrcau Jaune de Donissen, Bigarreau Doennissen, Bigarreau Jaune de Dochmissen, Dönissena, Dönissenova (Tschechien), Dönissenova žlutá, Guigne Jaune de Dochmissen, Honigkirsche, La Donis Yellow Bellflower, La Donissen, Zlutý kveton sen, Schwefelkirsche, Smrtelka, Umrlci panny, Voskovky, Wachskirsche, Weißkirsche, Zlutka.
  • Doppelte Glaskirsche, V, seit Ende des 18. Jahrhunderts bekannt (siehe z.B. Freiherr von Truchsess 1819). Herkunft: unklar. Die Sorte wurde im 20. Jahrhundert sehr häufig mit der Sorte „Spanische Glaskirsche“ verwechselt (ausführlich dazu A. Braun-Lüllemann, Zweite Pomologische Bestimmung der Kirschsorten der Deutschen Genbank Obst, 2020, S. 32f) = Große Ammer (Thüringen), Weinammer.

F

  • Farnstädter Schwarze, V, die Sorte stammt vermutlich aus dem Querfurter Kirschenanbaugebiet und wurde 1938 erstmals erwähnt (Der Obst- und Gemüsebau, S. 142). Wahrscheinlich ist die Sorte identisch mit der „Badeborner schwarze Knorpel“ (Obstsortenwerk. Alte Süßkirschensorten, 2010, S. 62) = Farnstädter schwarze Knorpelkirsche.
  • Franzens Ähnliche -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese Süßkirschensorte ist der Kirschsorte „Franzens Wilde“ sehr ähnlich. Sie wurde von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann bestimmt, die ihr auch diesen Arbeitsnamen gab. Bäume dieser Sorte wurden im Jahr 2020 von Braun-Lüllemann in Groß-Radisch und Wawitz (Oberlausitz) gefunden.
  • Franzens Wilde, V, Eine Quelle besagt, dass die Sorte 1850 von Gärtnermeister Franz auf Gut Gödelitz in der Nähe von Döbeln (Mittelsachsen) gezüchtet worden sein soll (http://www.landwirtschaft.sachsen.de/landwirtschaft/14087.htm). Nach einer anderen Quelle stammt die Sorte aus Konstappel bei Sauernitz (zwischen Dresden und Meißen) und wurde durch den Gutsbesitzer Franz in Leuteritz verbreitet (Landesverband Sachsen für Obst- und Weinbau (Hg.), Obstsortenverzeichnis für Sachsen 1924, S. 34f) = Franz Wilde, Franzs Wilde.
  • Fromms Herzkirsche, V, Reiser derzeit nicht lieferbar; Truchseß erhielt die Sorte 1806 vom Pomologen Christ als „Froms Herzkirsche“ (Systematische Anleitung zur Kenntnis der vorzüglichsten Sorten des Kern-, Stein-, Schalen und Beerenobstes, S. 162) und ging davon aus, dass die Sorte aus Guben stammt (ebenda, S. 674) = Fromms schwarze Herzkirsche.
  • Frühe Französische, Ersterwähnung 1779 bei Johann Jakob Walters als „La trempée, frühe französische Herzkirsche“ (Practische Anleitung zur Gartenkunst, S. 310). Herkunft: vermutlich Frankreich = Coburger frühe Herzkirsche, Coburger Maiherzkirsche, Frühe französische Herzkirsche, Frühe Herzkirsche, Frühe Schwarze, Johanniskirsche, La Trempeé, Trempeé Précoce.
  • Frühe Maiherzkirsche, V, Reiser derzeit nicht verfügbar. Erstbeschreibung mit Abbildung 1792 von Johann Kraft als „Großer, früher May-Herzkirschenbaum“ (Pomona austriaca, Abschnitt „Der Kirschbaum“, Tab. 1, S. 1). Herkunft: unbekannt = Baumann’s Mai, Baumann’s May, Bigarreau Baumann, Bigarreau Baumann’s May, Bigarreau de Mai, Bigarreau Wilder de Mai, Blassrote Anatolische Herzkirsche, Flämische Kirsche, Frühe Maikirsche, Fruit Noir, Grande Guigne de Mai Précoce, Griotte Frühe, Grosse Frühe Maiherzkirsche, Grosse Maikirsche, Guigne de Mai Hátive, Guigne Frühe Mai, Guigne Grosse Frühe Mai, Guigne Nouvelle Hátive, Guigne Précoce de Mai, Guigne Precoce, Guignier Hátif de Mai a Gros fruit noir, Hailas Grosse Frühe Schwarze Herzkirsche, Mai Weichsel, Neue Frühe Maiherzkirsche, Prager Frühkirsche, Rosenrote Mai, Strassburger Frühe Maiherzkirsche, Trempee Précoce, Wilder’s Bigarreau de Mai.
  • Früheste der Mark, V, 1887/1888 vom Baumschulbesitzer Küpper aus Guben in den Handel gebracht. Die Herkunft der Sorte ist unklar. Nach Ferdinand Winkler (Guben) wurde die Sorte ursprünglich nach ihrem Züchter „Küppers Frühkirsche“ benannt (Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau, 1889, S. 473). Dort findet sich auch die Erstbeschreibung der Sorte. Anderen Quellen zufolge ist die Sorte während des Krieges mit Frankreich 1870/71 mit der Ursprungsbezeichnung „Früheste des Marktes“ oder „Früheste von der Mars“ von Frankreich aus nach Guben gekommen und von Küpper als „Küppers Frühkirsche“ weiterverbreitet worden (vgl. Obstsortenwerk. Alte Süßkirschensorten, S. 136) = Früheste von der Mark, Küppers Frühkirsche, Kupperova raná, Májovka, Marchijka, Nejranejsi, Nejranejsi z kraje, Niemiecka wczesna, Pravlovka, Precocce de la Marche, Raná z Marky, Rychlice nemecká (Tschechien), Württembergische Allerfrüheste.

G

  • Grolls Bunte, die Sorte wurde benannt nach Gotthilf Groll, auf dessen Grundstück in Guben sich die Sorte seit ca. 1760 befand (Neues Lausitzisches Magazin, 1824, 3. Band, 1. Heft, S. 41). Erstbeschreibung 1819 von Christian Truchseß (Systematische Classification und Beschreibung der Kirschensorten, S. 328f) = Bigarreau Groll, Bigarella Grolliana, Gestreifte Spanische Knorpel, Grolla Cerise, Grollova (Tschechien), Grolls Große Bunte Knorpel, Grolls Knorpel, Grolls Weiße, Große Prinzess, Lauermann´s Kirsche aus Samen mit weichem Fleische (fälschlich), Mekká princeska, Orange, Spanische Knorpel – Typ Ketzin, Spansche Knorpel (fälschlich), Große Prinzessin (fälschlich).
  • Grolls Schwarze, V, Erstbeschreibung von Oberdieck 1870 (Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 6, Nr. 170, S. 323). Herkunft: Guben (Brandenburg) = Badacsoner (fälschlich), Bernsteinkirsche, Effeltricher, Gubener Bernsteinkirsche, Gubener Schwarze, Hepsisauer Kurzstiel, Noir de Guben.
  • Große Braune, V, Ersterwähnung 1866 als „Grosse Braune von Werder“ (Gartenflora. Allgemeine Monatsschrift für deutsche …, Band 15, S. 332). Herkunft: Werder (Havel) = Große braune Knorpelkirsche, Große Braune von Werder.
  • Große Germersdorfer, Erstbeschreibung 1865 von Oberdieck als „Germersdorfer grosse Kirsche, Schwarze Knorpelkirsche“ (Illustrirte Monatshefte für Obst- und Weinbau, S. 289). Herkunft: Germersdorf bei Guben (Brandenburg) = Bigarreau de Germersdorf, Bigarreau Noir de Germersdorf, Germersdorfer, Germersdorfer Riesen, Germersdorfer schwarze Knorpelkirsche, Großer Germersdorfer Knorpelkirsche, Germersdorfská (Tschechien), Marmorkirsche, Mertschings Sämling.
  • Große Prinzessinkirsche, V, Ersterwähnung bei Otto von Münchhausen als „Holländische Groote Princes“ (Der Hausvater, 3. Teil, S. 345). Erstbeschreibung 1804 von Truchsess als „Die Holländische große Prinzenkirsche“ (Allgemeines Teutsches Gartenmagazin, S. 378-380). Herkunft: Holland = Amber of Imperial, Bigarreau, Bigarreau Clark, Bigarreau Gros, Bigarreau de Holland, Bigarreau Napoleon I., Bigarreau Parmentier, Bigarreau Royal, Bigarreau Tardif, Braune Werdersche Tafelkirsche, Büttnerova, Chrupka Napoleonova (Tschechien), Esperens Knorpelkirsche, Graffion, Grafinka, Grafionka, Große Cerise Lauermann, Grote Princess, Gros-Bigarreau de Princesse de Hollande, Gross-Bigarreau Lauermann, Grosse bunte Herzkirsche, Große Prinzessin, Grosse Scheckenkirsche, Harrison´s Heart, Harrison´s Herzkirsche, Holländische Große Prinzessinkirsche, Hühnerherz, Italian Heart, Kaiserkirsche, Lauermann, Lauermannova (Tschechien), Labermannskirsche, Lauermanns Kirsche, Münsterkirsche, Napoleon, Napoleonova (Tschechien), Napoleons, Napoleonskirsche, Napoleons Knorpelkirsche, Princeska, Prinzesskirsche, Scheckenkirsche, Speckkirsche, Spiegelkirsche, Spiegel-Münster-Scheckenkirsche, Turkey Bigarreau, Weissbäckling, West´s White Heart, White Bigarreau, Yellow Spanish.
  • Große schwarze Knorpelkirsche, V, ob die heute unter diesem Namen verbreitete Sorte mit der schon von Éstienne beschriebenen französischen „Cérise Coeur Noir“ identisch ist, lässt sich heute ebenso nicht mehr feststellen wie die Identität mit der bei Truchseß (1819) beschriebenen „Großen Schwarzen Knorpelkirsche“. In Deutschland gilt heute die „Große Schwarze Knorpel“ als korrekter Sortenname nur für den um das Jahr 1900 in Diemitz ausgelesenen Typ (vgl. Obstsortenwerk. Alte Süßkirschensorten, Detmold 2010, S. 188-194) = Bigarreau Black, Bigarreau de Saint-Laud, BigarreauGros-Coeuret, Bigarreau de Saint-Marguertite, Bigarreau Elkhorn, Bigarreau Elkhorn of Maryland, Bigarreau Gros Noir, Bigarreau Large Black, Bigarreau Noir, Bigarreau Noir de Parmentier, Bigarreau Tradescant´s, Bigarreau Tradescant´s Black, Bigarreautier á Gros Friut Noir, Blutherzkirsche, Braune Knorpelkirsche, Braune Printzer, Cerise Coer Noir, Cernice, Coeur Couleur de Sang, Coeur-Noir, Couret de Sang, Czarna pozna, Diemitzer Knorpel, Duc (C. du), Elkhorn, Elkhorn of Maryland, Gaderopse Kers, Gaderop (c.de), Grande Cerise Noire Osseuse, Gros- Bigarreau Noir, Gros Bigarreau Noir, Große Knorpelkirsche, Große Schwarze Glanz Kirsche, Große Schwarze Herz Kirsche mit festestem Fleische, Große schwarze Knorpel, Große Schwarze Knorpel mit Saftigem Fleische, Große Schwarze Kramel Kirsche, Guigne Gaderopse, Guigne Noire Cartilagineux, Guigne Noire Tardive, Guigne Ochsen, Heaulme-Noir, Knorpel Kirsche, Large Black Bigarreau, Norvége (C. de), Prinzenkirsche, Saint Margaret´s, Schwarze Bitterliche Herzkirsche, Schwarze Lot Kirsche, Schwarze Lothkirsche, Schwarze von Lobenroth, Späte Braune Spanische Herzkirsche, Späte Braune Harte September, Szuczer Schwarze Knorpel, Tradescant´s, Tradescant´s Black Heart, Uherka tvrdá, Velká cerna Chrupka (Tschechien), Weilheimer Riesen.
  • Großer Gobet, Ersterwähnung bei M. Duhamel 1768 als „Cerisier de Montmorency á gros fruit. Gros Gobet, Gobet á courte queue“ (Traité des arbres fruitiers, Paris, Bd. 1, S. 180f). Herkunft: vermutlich Frankreich = Allergrösste Amarelle, Belle de Soissons, Bourguigniere (C. de la), Cerisier de Montmorency á Courte Queue, Cerise de Montmorency á gros fruit, Cinq Pouces de Tour à Courte Queue (C. de), Confire (C. á), Coularde à Courte Queue, Coularde, Courte Queue (C. á), Courte Queue de Provence. (C. á), Courte-Queue d’Angleterre, Doppelte Glaskirsche, Double Volgers, English Weichsel, Excellente, Flemish Cherry, Flemish Montmorency, Flemish, Glimmert, Gobet Courte Queue de Provence, Gobet á Courte Queue, Gobet mit kurzem Stiele, Gobet, Grande Glimmert, Grande Zeelandoise, Griotte von Montmorency, Gros-Fruit, Gros-Gobet á Courte Queue, Gros-Gobet de Montmorency, Gros-Gobet, Grosse Amarelle, Grosse Commune, Grosse Glaskirsche (irrig), Grosse Montmorency mit kurzem Stiele, Grosse-Griotte de Montmorency, Guidemonds, Guldemonds-Kers, Guldewagens-Kers, Kaiser Amarelle, Kent (C. de), Kentische Kirsche, Kentish, Kirsche von Montmorency, Kurzstielige Amarelle, Kurzstielige Glaskirsche, Monstrueux á Courte Queue, Montmorency (C. de), Montmorency à Courte Queue, Montmorency à Gros Fruit, Portugaise à Courte Queue, Provence (C. de), Prusse (C. de), Reine (C. de la), Roi de Prusse, Rose Noble, Schimmelpfennigs-Kers, Soissons (C. de), Spanische Weichsel, Vilaine (C. de), Weichsel mit ganz kurzem Stiele, Yellow Ramonde, Zeelandoise.
  • Gubens Ehre, Erstbeschreibung 1889 von Ferdinand Winkler (Praktischer Ratgeber im Obst- und Gartenbau, S. 473). Winkler gibt dort an, dass die Sorte in Guben seit mindestens 20 Jahre bekannt, der Züchter jedoch unbekannt sei. Herkunft: Guben (Brandenburg) = Große frühe Sauerkirsche, Gubenska.

H

  • Hedelfinger Riesenkirsche, V, um 1850 in Hedelfingen bei Stuttgart als Zufallssämling entstanden. Erstbeschreibung 1861 von Eduard Lucas (Abbildungen württembergischer Obstsorten, S. 12) und 1861 von demselben und Oberdieck (Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Band 3, S. 77f) = Abels Späte, Bigarreau-noir d`Hedelfingen, Bigarreau-noir d`Hedelfingen, Chlepfer, Edelfinger, Erdbeere, Erdbeerkirsche, Géante d´Hedelfingen, Hedelfinger, Hedelfingenská (Tschechien), Hedelfingenská krupna trenja, Hertemer, Nussdorfer Schwarze, Rote Firstler, Schöne von Aaren, Skoricovka velká, Wahlerkirsche.
  • Heimanns-Gruppe, die Sorten Heimanns-Rubinweichsel, Heimanns Konservenweichsel, Beutelspacher Rexelle, Röhrigs Weichsel und Leopoldskirsche sind nach Frucht-, Stein- und Baummerkmalen phänotypisch und molukulargenetisch nicht zu differenzieren. Sie werden daher als „Heimanns-Gruppe“ bezeichnet. Als historisch ältester Sortenname dieses Formenkreises ist die bereits bei TRUCHSESS (1819) beschriebene „Leopoldskirsche“ anzusehen. Nach den Herkunftsangaben wurden Röhrigs-Weichsel und die Heimann-Sorten in Gärten oder in der Landschaft zufällig aufgefunden. Nicht auszuschließen ist demnach, dass in diesen Fällen nicht als solche erkannte Leopoldskirschen oder deren Selbstbestäubungsprodukte aufgefunden wurden (vgl. A. Braun-Lüllemann, Zweite pomologische Bestimmung der Kirschsorten der Deutschen Genbank Obst. Abschlussbericht, Hohengandern 2020, S. 30). Die Oberlausitz-Stiftung hat in ihrer Sammlung historischer Obstsorten eine Sorte unter dem Namen „Röhrigs Weichsel“ erhalten, die als zu der Heimanns-Gruppe zugehörig verifiziert wurde.

K

  • Kassins Frühe, V, Erstbeschreibung 1868 von W. Lauche (Handbuch des Obstbaues, S. 342). Herkunft: vom Obstzüchter Wilhelm Ludwig Kassin in Werder a. d. Havel als Sämling aufgefunden (Müller et. al., Deutschlands Obstsorten, 1912) = Cassinova, Frühe Basler, Kassins Frühe Herzkirsche, Kassini Rannjaja, Kassinova Rana (Tschechien), Kassins frühe Herzkirsche.
  • Klein Neundorfer Knorpelkirsche -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese Kirschensorte wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann auf zwei Kirschbäumen in Klein Neundorf bei Görlitz als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab dieser Sorte auch ihren Arbeitsnamen. Auch die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte.
  • Klein Neundorfer Längliche -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese weiche, dunkle Kirschensorte wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann auf zwei Kirschbäumen in Klein Neundorf bei Görlitz als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab dieser Sorte auch ihren Arbeitsnamen. Auch die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte.
  • Klein Neundorfer Wolfenbüttler Ähnliche -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese dunkle Herzkirschensorte wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann auf einem Baum in Klein Neundorf (Landkreis Görlitz) als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab dieser Sorte diesen Arbeitsnamen. Die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte. Die Sorte wurde bislang nur in Klein Neundorf gefunden.
  • Knauffs Schwarze, V, Ersterwähnung 1930 im Katalog der Baumschule L.Späth (Berlin). Erstbeschreibung Krümmel et al, Deutsche Obstsorten (1956-1961). Dort findet man auch den Hinweis, dass die Sorte aus dem Gutsgarten in Bornim stammt, den der Obstbauer Knauff aus Werder/Havel etwa in der Zeit von 1820-1840 gepachtete hatte. Vermutlich handelt es sich um einen Zufallssämling = Forchheimer Maschen, Knauffs Riesenkirsche, Knauffs Schwarze Herzkirsche, Wendershäuser Ertragreiche, Wendershäuser Fruchtbare.
  • Kordia, V, Erstbeschreibung 1992 (Störtzer et alt., Steinobst, S. 136f). Dort findet man auch den Hinweis, dass die Sorte in den 1960er Jahre in einer Kirschenanlage in Téchlovice in Nordböhmen als Zufallssämling entdeckt wurde. Seit 1982 in der Tschechoslowakei in die Sortenliste unter dem Namen „Kordia“ aufgenommen = Techlo, Techlovicka II.
  • Königin Hortense, V, über den Ursprung dieser Sorte gibt es unterschiedliche Angaben: Nach einigen soll sie um 1816 der Winzer Louis-Gros-Jean in seinen Weinbergen bei Montmorency aufgefunden und „Louis XVIII“ genannt haben; nach anderen hat sie um 1800 Girault, genannt Larose, Gärtner der Kaiserin Josephine von Frankreich, in Neuilly gezüchtet und der Königin Hortense zu Ehren benannt. Nach L. de Bavay soll sie im Karmeliter-Kloster zu Bilvorde schon um 1812 aufgefunden worden sein (vgl. Oberdieck, Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, 1875, Bd. 3, S. 167) = Aremberg Fischbach (C. d’), Belle-Audigeoise, Belle de Bavay, Belle de Jodoigne, Belle de Lacken, Belle de Papeleu, Belle de Petit-Brie, Belle de Prapeau, Belle de Spa (irrig), Belle de Trapeau?, Belle-Hortense, Belle-Supréme, Bouvroy?, Cerise Louis XVIII., Cerisier á Gros Fruit Rouge páloe, Donna Maria, Fisbach, Fischbach, Grosse de Wagnelée, Guigne de Petit-Brie, Guigne Noir de Stass, Guindoux de la Rochelle?, Hortense, Hortensija, Hybride de Lacken, Hybride de Laeken, Kirsche von Ravenna, Königin Hortensia, Königin Hortensie, Königskirsche, Kralovna Hortensie (Tschechien), Lemercier, Louis, Louis Moustier, Louis-Philippe, Malaccord, Mermer (C. de), Meruer (C. de), Merveille de Hollande, Monstrueuse de Bavay, Monstrueuse de Jodoigne, Monstrueuse de Vilvorde, Morestoin, Morestin, Morestoin, Moustier, Noire Précoce de Stass, Reine des Cerises, Reine Hortense, Reine-Hortense Larose, Rouen (C. de), Rouvroy, Rouvroye, Seize á la Livre, Spa (C. de) (irrig), Stavelot (C. de).
  • Königliche Amarelle, vor 1800, vermutlich aus Frankreich (vgl. zur umfangreichen Diskussion zum Ursprung dieser Sorte Freiherr Christian von Wetzhausen Truchseß, Systematische Classifikation und Beschreibung der Kirschensorten, Stuttgart, 1819, S. 610-615) = Admirable de Soissons (irrig), Amarelka královská (Tschechien), Amarelle, Amarelle Royal Hative, Ceris a courte queu, Ceris de Montmorency, Cerise Amarelle royal hative, Coularde a Longue Queue, Courte Queue (C. ä), Duc de Mai, Frühe Glaskirsche, Frühe Königliche Amarelle, Frühe Königliche Mai Weichsel, Frühe Sauerkirsche, Hamrle, Kentish, Kleine Frühe Amarelle, Little Mai Cherry, Petit Cerise rouge precoce, Royal, Royal hative, Spunky, Sussex, Virginian May, Zwonky.
  • Königliche Süßweichsel, Ersterwähnung 1774 als „Der königliche Weichselbaum der Cherry Duke“ (Johann Mayer: Pomona Franconica, Nürnberg, Tab. 17, Fig 1, S. 7). Erstbeschreibung 1819 von Freiherr Christian von Wetzhausen Truchsess (Systematische Klassifikation und Beschreibung der Kirschensorten, Stuttgart, S. 427) = Alte Königs Weichsel, Cherry Duke, Große Süßweichsel, Königliche Kirsche, Königliche Weichsel, Royale, Royale Ancienne, Royal Cherry Duke
  • Kunzes Kirsche, V, angeblich um 1800 vom Lehrer Kunze in Wallhausen (Kreis Sangershausen) eingeführt. Erstbeschreibung in: Provinzialsächsische Monatsschrift für Obst-, Wein- und Gartenbau, Halle (Saale) 1903, S. 129 = Helle Wahlhäuer (fälschlich), Kunzes Herzkirsche, Wallhäuser, Zotteltürkine.

L

  • Lackierte Kichererbse -AN, diese Süßkirschensorte wurde im Jahr 2018 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann in Ostritz als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab dieser Sorte auch ihren Arbeitsnamen. Der ca. 80 Jahre alte Kirschbaum steht im Ostritzer Ortsteil Bergfrieden auf einer alten Kirschwiese des Klosters St. Marienthal. Aufgrund des Standortes im regelmäßigen Raster und den durchweg veredelten Bäumen in der Nachbarschaft ist anzunehmen, dass es sich nicht um einen Sämling, sondern um eine veredelte Sorte handelt. Auch die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte. Die Sorte wurde bislang nur in Ostritz gefunden.
  • Leipziger Lotkirsche, Eeine dunkle Knorpelkirsche. Ersterwähnung in der „Internationalen Zeitschrift für Landwirtschaft“, 1966, S. 328.
  • Leitzkauer Preßsauerkirsche, Presssauerkirschen können nur bis zur Gruppenebene bestimmt werden (siehe unten den Beitrag zur Preßsauerkirschen-Gruppe). Ersterwähnung 1770 als „Saure Einmache- und Backekirsche (Anweisung wie man eine Baumschule von Obstbäumen im Großen anlegen und gehörig unterhalten solle, Halle, 1796, S. 70). Erstbeschreibung 1776 von Samuel David Ludwig Henne als „Saure Einmache- und Backekirsche“ (Anweisung wie man eine Baumschule von Obstbäumen im Großen anlegen und gehörig unterhalten solle, Halle, 3. Auflage, S. 341-344). Herkunft: Kloster Leitzkau bei Magdeburg = Leitzkauer.
  • Lommatzscher Glasierte, V, erstmals 1924 erwähnt als „Glasierte Knorpelkirsche (Lommatzscher späte Harte)“ (Landesverband Sachsen für Obst- und Weinbau (Hg.), Obstsortenverzeichnis für Sachsen 1924, S. 30). Herkunft: Lommatzsch im Landkreis Meißen = Glasierte Knorpelkirsche, Lommatzsche späte harte.

N

  • Niethener Mittelfrühe -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese dunkle Herzkirsche wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann auf vier Kirschbäumen in Niethen bei Hochkirch (Oberlausitz) als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab dieser Sorte auch ihren Arbeitsnamen. Auch die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte.

O

  • Ochsenherz, Reiser derzeit nicht verfügbar. Bei den „Ochsenherzkirschen“ handelt es sich um einen Sortenkomplex, zu dem mehrere Kirschsorten gehören (Ochsenherzkirsche-Geisenheim, Rintelner Ochsenherz AN etc.). Dazu ausführlich: Obstsortenwerk. Alte Süßkirschensorten (Braun-Lüllemann, Annette/Bannier, Hans-Joachim, Detmold 2010, S. 462 sowie Braun-Lüllemann, Annette, Zweite Pomologische Bestimmung der Kirschsorten der Deutschen Genbank Obst, 2020, S. 26). Unsere Sorte haben wir von der Pomologin Dr. Braun-Lüllemann erhalten.
  • Ostheimer Weichsel, Reiser derzeit nicht verfügbar. Ersterwähnung 1794 bei Johann Ludwig Christ als „Die kleine Ostheimer Kirsche. Ostheimer Weichsel“ (Handbuch über die Obstbaumzucht, S. 536, Nr. 6). Herkunft: Nach Angaben des Oberförsters Keudell ist die Sierra Morena in Spanien die eigentliche Heimat der Ostheimer Weichsel. Der Dr. med. Klinghammer, der deutsche Truppen im spanischen Erbfolgekrieg begleitete, soll nach dem beendeten Krieg 1714 eine Anzahl junger Stämmchen dieser spanischen Kirschsorte mitgebracht und in die Weinberge seiner Heimat Ostheim gepflanzt haben (vgl. Praktischer Ratgeber für Obstbau, 1909, S. 202) = Cerasus Chamaecerasus, Cerise d´Olsheim, Erdkirschenstrauch, Erdweichsel, Fränkische, Fränkische Kirsche, Fränkische Wucherkirsche, Griotte d´Ostheim, Griotte d´Athénes, Grosse-Griotte d´Ostheim, Große Späte Ostheimer Weichsel, Hosteim (C. de), Kleine Ostheimer Kirsche, Olsheim (C. d´), Ostheim, Ostheim (C. d´), Ostheim cherry, Ostheimer Kirsche, Ostheimer Sauerkirsche, Ostheimka, Ostheimská (Tschechien), Petite-Griotte d´Ostheim, Visen Ostheimská, , Vlasacka (Tschechien), Vlasatice, Zwergweichsel, Zwerg-Kirsche, Zwerg-Weichsel.

P

  • Pelzkirsche, Erstbeschreibung 1938 von Josef Vanek (Lidova Pomologie Dil IV Tresni a Visni /Band IV Kirschen, Chrudium, S. 58f). Danach existiert die Sorte seit 1870 in der Region um Turnov (Böhmen) = Pipovka (Tschechien), Pivovky, Pivky, Sychrovská chrupka (Tschechien).
  • Porzellankirsche, V, Erstbeschreibung 1937 von Fritz Kobel fälschlicherweise als „Elton“ (Die Kirschensorten der deutschen Schweiz). Bisher konnte anhand der historischen Literatur und Steinreferenzen die „Porzellankirsche“ keine als „Porzellankirsche“ pomologisch beschriebene Sorte zugeordnet werden (Obstsortenwerk. Alte Süßkirschensorten, Detmold 2000, S. 421). Herkunft: vermutlich Mitteldeutschland = Elton (fälschlich), Spiegelkirsche.
  • Preßsauerkirschen-Gruppe, V, vermutlich handelt es sich bei der Gruppe der Preßsauerkirschen um ein Formengemisch aus kleinfrüchtigen, primitiven Kulturformen der aus Kleinasien nach Europa gelangten Wildform „Prunus cerasus“. Außer der „Leitzkauer“ gab es auch noch die „Delitzscher“ und die „Querfurter Preßsauerkirsche“ sowie die „Ostpreußische Bierkirsche“. Die beigefügten Namen stellen nichts anderes als die Herkunftsbezeichnungen dar. Da sich die Preßsauerkirschen leicht durch Wurzelschößlinge vermehren und auch Sämlinge im Großen und Ganzen den Typ bewahren, setzen sich die im Anbau verbeiteten Preßsauerkirschen aus zahlreichen Klonen verschiedener Abstammung und aus Zufallssämlingen zusammen (vgl. Leitzkauer Preßsauerkirsche, in: Krümmel/Groh/Friedrich, Deutsche Obstsorten, Berlin, o.J.). Preßsauerkirschen können nur bis zur Gruppenebene bestimmt werden. Die Oberlausitz-Stiftung hat in ihrer Sammlung historischer Obstsorten eine Sorte unter dem Namen „Leitzkauer Preßsauerkirsche“ erhalten, die als zu der Preßsauerkirschen-Gruppe zugehörig verifiziert wurde.

R

  • Regina, V, 1957 von der Obstbauversuchsanstalt Jork aus den Sorten „Schneiders späte Knorpelkirsche“ und „Rube“ gezüchtet. Erstbeschreibung 1992 (Störtzer et alt., Steinobst, S. 142f).
  • Rheinische Kunzes-Ähnliche -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese Herzkirschensorte wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann auf einem Kirschbaum in Wawitz (Oberlausitz) als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab dieser Sorte auch ihren Arbeitsnamen. Die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte. Da die Sorte inzwischen auch auf Streuobstwiesen im Rheinland gefunden wurde, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine pomologische Sorte handelt, deren Name verloren gegangen ist.
  • Rintelner Ochsenherzkirsche -AN, diesen Arbeitsnamen erhielt die Sorte von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann. Es handelt sich um eine überregional verbreitete, offensichtlich sehr alte Sorte, deren früherer Name bislang nicht festgestellt werden konnte. Herkunft: unbekannt. = Rintelner Ochsenherz.
  • Röhrigs Weichsel, V, Reiser derzeit nicht verfügbar; 1945 von einem Herrn Rosenthal bei Lamus (Markkleeberg, Leipzig) als Zufallssämling gefunden und unter dem Namen „Lamus“ angebaut. Später von der Baumschule Röhrig (Nordrhein-Westfalen) vermehrt und in den Handel gebracht. Erstbeschreibung 1992 (Störtzer et alt., Steinobst, S. 116f). – „Röhrigs Weichsel“ ist keine eigene Sorte, sondern ist der Heimanns-Gruppe zuzuordnen (siehe dazu oben „Heimanns-Gruppe“).
  • Rote Maikirsche, Reiser derzeit nicht verfügbar. Bei den „Roten Maikirschen“ handelt es sich um einen Sortenkomplex, zu dem mehrere Kirschsorten gehören (Kaiserin Eugenie, Filsener Glaskirsche, Lahnsteienr Süßweichsel etc., vgl. dazu ausführlich: A. Braun-Lüllemann, Zweite Pomologische Bestimmung der Kirschsorten der Deutschen Genbank Obst, 2020, S. 33f). Dort heißt es: „Morphologisch sind Früchte und Steine der Vertreter dieser Sortengruppe extrem variabel. Als Früchte kommen hochgebaute neben plattrunden Früchten ebenso wie bauchseitig ebenmäßige neben extrem stark eingeschnittenen Früchten vor. Auch in den Steinen werden die verschiedensten Formen ausgeprägt, von scheibenförmig plattrund über kugelig bis länglich. Die Frucht- und Steinformen variieren teilweise von Jahr zu Jahr, teilweise aber auch innerhalb einer Akzession eines Jahres. Ebenso unterscheiden sich die Früchte von Jungbäumen von denen von Altbäumen.“ Unsere „Rote Maikirsche“ haben wir von der Baumschule Ritthaler erhalten.
  • Rote Muskateller, Reiser derzeit nicht lieferbar; Ersterwähnung 1794 bei Johann Ludwig Christ als „als „Rothe Muskateller“ (Handbuch über die Obstbaumzucht, Frankfurt am Main, S. 534). Herkunft: unbekannt = Anglaise Tardive, Cerise-Guigne, Muscat Rouge, Nouvelle Royale, Rothe Muskateller.
  • Rouya, Lokal- bzw. Regionalsorte aus Luxemburg. Herkunft: Unbekannt, vermutlich aus Luxemburg oder Nordfrankreich. Es ist anzunehmen, dass sich der Name auf den dunkelroten Farbton (rouge) der Sorte bezieht. Sie wird bereits Anfang der 1950er Jahre in Luxemburger Baumschulkatalogen erwähnt. Erstbeschreibung 2018 von Dr. Annette Braun-Lüllemann (Kirschen und Pflaumen aus Luxemburg, 2018, S. 25). = Rouja.

S

  • Sahliser Marmorkirsche, V erstmals 1956 erwähnt (Gerhard Friedrich: Der Obstbau, S. 342). Kurze Beschreibung 2013 (Pomologen-Verein Niedersachsen-Bremen: Alte Obstsorten neu entdeckt, S. 84).
  • Schneiders späte Knorpelkirsche, V, Erstbeschreibung 1865 von Oberdieck. In Guben (Brandenburg) auf dem Grundstück eines Mannes namens „Schneider“ gefunden (Illustrirte Monatshefte für Obst- und Weinbau, S. 294) = Haumüller, Höfchenkirsche, Kaukasische, Nürtinger Riesenkirsche, Rindfleischkirsche, Schneiderova.
  • Späte Spanische, Ersterwähnung 1956 bei Loewel & Vahl (Das „Altländer Kirschensortiment“), wobei die Sorte deutlich älter sein dürfte. Mit der bei Christ und Truchsess beschriebenen „Späten spanischen schwarzen Herzkirsche“ ist die Sorte dem Anschein nach nicht identisch, wie es in der Erstbeschreibung dieser Sorte von A. Braun-Lüllemann und H.J. Bannier heißt (Obstsortenwerk. Alte Süßkirschensorten, Hagen, S. 309-314). Herkunft: unbekannt = Loot poonsche (Altes Land), Late Spanske (westliches Niedersachsen).

T

  • Teickners Schwarze Herzkirsche, V, im Betrieb von Wilhelm Teickner in Gernrode (Harz) als Zufallssämling gefunden und nach 15jähriger Beobachtungszeit von diesem 1936 in den Handel gebracht. Erstbeschreibung von Heine 1937 (Eine Herzkirschen-Neuheit, in: Obst- und Gemüsebau, S. 58).

V

  • Van, V, 1942 von A.J. Mann in der Versuchsstation Summerland (British Columbia in Kanada) aus offener Abblüte von „Kaiserin Eugenie“ (Sauerkirsche) ausgelesen. Wurde nach dem Obstzüchter JR Van Haarlem benannt. Erstbeschreibung 1970 von Gerhard Götz (Süß- und Sauerkirschen, Stuttgart).
  • Volltragende Knorpelkirsche, Reiser derzeit nicht verfügbar. War 1930 Bestandteil der Sortimentspflanzung in Blankenburg (Harz). Diese Sorte und die „Große Prinzessin“ sind pomologisch in Früchten und Steinen nicht zu unterscheiden. Die Variabilität der Merkmale der Sorte „Große Prinzessin“ ist in Frucht und Stein so groß, dass die untersuchten Bäume der „Volltragenden Knorpel“ innerhalb dieses Spektrums liegen. Es scheint sich hier möglicherweise um ein Mutter-Tochter- oder Geschwister-Verhältnis zu handeln (Annette Braun-Lüllemann, Zweite pomologische Bestimmung der Kirschsorten der Deutschen Genbank Obst. Abschlussbericht, Bonn 2020, S. 25). Herkunft: unbekannt = Große Prinzessin.

W

  • Wawitzer Helle -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese rotbunte Kirschsorte wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann in Wawitz (Gemeinde Hochkirch bei Bautzen) als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab dieser Sorte auch ihren Arbeitsnamen. Aufgrund des Standortes im regelmäßigen Raster und den durchweg veredelten Bäumen in der Nachbarschaft ist anzunehmen, dass es sich nicht um einen Sämling, sondern um eine veredelte Sorte handelt. Auch die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte. Die Sorte wurde bislang nur in Wawitz gefunden.
  • Wawitzer Wolfenbüttler Ähnliche -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese dunkle Herzkirschensorte wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann auf einem Baum in Wawitz (Oberlausitz) als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab dieser Sorte diesen Arbeitsnamen. Die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte. Die Sorte wurde bislang nur in Wawitz gefunden.
  • Weiße Spanische, V, Reiser derzeit nicht verfügbar. Erstbeschreibung 1796 von Samuel David Ludwig Henne (Anweisung wie man eine Baumschule von Obstbäumen im Großen anlegen und gehörig unterhalten solle, Halle, S. 349-351). Henne berichtet davon, dass die Bäume dieser Sorte „in den Jahren 1773 und 1774 klettenvoll saßen“. Herkunft: unbekannt = Bigarreau blanc, Doktorkirsche (als Synonym erwähnt in: Obstsortenverzeichnis für Sachsen 1924, S. 32), Doktorknorpelkirsche (Sachsen), Helle Herzkirsche (Witzenhausen), Totenköppe (Witzenhausen), Weiße Bigarreau, Weiße Knorpelkirsche (Oberlausitz), Weiße Spanische Knorpelkirsche, White Spanish.
  • Weißnauslitzer Bunte -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese Süßkirschensorte wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann auf einem Kirschbaum in Weißnauslitz (Landkreis Bautzen) als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab auch dieser Sorte den Arbeitsnamen. Auch die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte.
  • Weißnauslitzer Frühkirsche -AN, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese dunkle Herzkirschensorte wurde im Jahr 2020 von der Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann auf acht Kirschbäumen in Weißnauslitz und auf einem Baum in Steindörfel (Landkreis Bautzen) als eigenständige Sorte festgestellt. Braun-Lüllemann gab auch dieser Sorte diesen Arbeitsnamen. Auch die molekulargenetische Bestimmung ergab keine Übereinstimmung mit einer anderen bekannten Sorte.
  • Westfälische braune Leber, Reiser derzeit nicht verfügbar. Diese Sorte war 1930 Bestandteil der Sortimentspflanzung in Blankenburg (Harz), wohin sie aus Westfalen gelangte. Diese Sorte und die Sorte „Steinknorpel“ sind pomologisch sowohl in Frucht als auch im Stein kaum zu unterscheiden. Es scheint sich möglicherweise um ein Mutter-Tochter- oder Geschwister-Verhältnis zu handeln (Dr. Annette Braun-Lüllemann, Zweite pomologische Bestimmung der Kirschsorten der Deutschen Genbank Obst. Abschlussbericht, Bonn 2020, S. 25) = Steinknorpel.
  • Werdersche Braune, V, Reiser derzeit nicht verfügbar. Erstbeschreibung bei Krümmel et. al. (Deutsche Obstsorten 1956-1961). Herkunft: unbekannt = Witzenhäuser Riesen, Oberrieder Doktorkirsche, Dunkle Wahlhäuser.
  • Werdersche Frühe, V, der Pfarrer und Pomologe Christ (Kronberg im Taunus) erhielt die Sorte vom Plantagengärtner Sello in Potsdam/Sanssouci unter dem Namen „Werdersche allerfrüheste schwarze Herzkirsche“ und leitete sie 1794 an Truchseß weiter (vgl. Truchseß, Systematische Classification und Beschreibung der Kirschensorten, Stuttgart 1819, S. 109). Ersterwähnung 1794 bei Christ (Handbuch über die Obstbaumzucht, S. 543, Nr. 2). Erstbeschreibung 1804 von Christ (Handbuch über die Obstbaumzucht, S. 673). Herkunft: unbekannt, vermutlich aus dem Werderschen Anbaugebiet = Guigne précoce de Werder, Werdersche allerfrüheste schwarze Herzkirsche, Werdersche Beste, Werdersche frühe Herzkirsche, Werdersche frühe schwarze Herzkirsche.
  • Winklers schwarze Knorpelkirsche, Ersterwähnung 1819 bei Freiherr Christian von Wetzhausen Truchsess (Systematische Klassifikation und Beschreibung der Kirschensorten, Stuttgart, S. 206). Herkunft: Guben a.d. Neiße (Brandenburg) = Bigarreau Noir de Winkler, Chrupavka Vinklerova, Lutetia Vinkleri, Vinklerova cerná chrupka (Tschechien), Winklerova cerná (Tschechien).
  • Winklers weiße Herzkirsche, V, Erstbeschreibung von Freiherr Christian von Wetzhausen Truchsess 1819 (Systematische Klassifikation und Beschreibung der Kirschensorten, Stuttgart, S. 278f). Aufgezogen von einem Herrn Winkler in Guben a.d. Neiße (Brandenburg) = Bigarreau Blanc Winkler, Guigne Blanche de Winkler, Guigne Carne Winkler, Guigne Lucie, Guigne Winkler’s Weisse, Lucie, Lucien.
  • Wolfenbüttler Schwarze, Reiser derzeit nicht verfügbar. Ersterwähnung 1943 (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz, Band 53, Ausgabe 1 – Band 54, Ausgabe 2, S. 131). Herkunft: unbekannt = Lutsches Unvergleichliche, Wolfenbütteler Schwarze.