1582 | Kurfürst August von Sachsen fördert den Obstbau. So gibt er ein „Obstgartenbüchlein“ heraus. Dieser große Förderer der Obstkultur führt auch stets einen hohlen Stock mit Obstkernen mit sich und auf Reisen sogar Säckchen voller Obstsamen. So konnte er überall Aussaaten machen. Auch sammelte Kurfürst August viele Obstsorten. Er verfasste den Obstbau fördernde Gesetze, wie zum Beispiel, dass jedes neue Ehepaar zwei Obstbäume pflanzen muss. |
1594 | 20 Apfel- und 24 Birnensorten werden für die Lausitz genannt (Franke, J., Hortus Lusatiae, Budissinae, neu herausgegeben von der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Bautzen, 1930, S. 187, 214. |
1618-48 | Im Dreißigjährigen Krieg brechen auch in der Oberlausitz Handel, Industrie und die Landwirtschaft zusammen. Nach Ende des Krieges beginnt auch der Wiederaufbau des Obstbaus. |
1726 | In der Oberlausitz wie in ganz Sachsen wird das „Mandat wegen Pflanz- und Pfropfung auch Kultivierung fruchtbringender und anderer Bäume“ durch Friedrich August II. erlassen. Alle Einwohner werden bei Erwerb eines Grundstücks und bei Heirat verpflichtet, sechs Obstbäume auf ihrem Besitz, Rainen und Gemeindeplätzen zu pflanzen. Darüber hinaus bestimmt das Mandat, dass alle Bauern, Gärtner und Häusler jährlich einen guten Obstbaum entlang der Straßen, Wege und Feldwege zu setzen haben, „bis kein Platz mehr vorhanden“ ist. Den Herrschaften und Obrigkeiten obliegt nicht nur die Durchsetzung und Kontrolle dieser Bestimmung, sie hatten auch Sorge zu tragen, dass einige Einwohner zur Baumzucht ausgebildet und von den Gemeinden oder Privatpersonen ausreichend Baumschulen angelegt würden, „damit es niemals an jungen gepfropften oder okulierten Bäumen fehlen möge“. |
1764 | Das Mandat (Ehestands-Baumgesetz) von 1726 wurde vom Prinzen Xaver erneuert. Die Pfarrherren und Superintendenten wurden angewiesen, auf die Einhaltung des Gesetzes zu achten. |
1771-87 | Allein in diesen Jahren wurden in Sachsen unter Kurfürst Friedrich August III. insgesamt 591.784 Hochzeitsbäume gepflanzt. |
1801 | Unter der Regierung des Kurfürsten Friedrich August III., erhält jeder, der nachweisen kann, dass er tausend Bäume gepflanzt hat, eine Prämie von etwas über 10 Talern. Auf diese Weise werden in diesem Jahr für 32.000 neu gepflanzte Obstbäume Prämien gezahlt. |
1816 | Erheblichen Einfluss (z.B. durch die Herausgabe von Obstsorten-Verzeichnissen) auf den Obstbau in der Oberlausitz hat die Gründung der Landesbaumschule in Dresden durch Amtshauptmann von Carlowitz und Geheimrat von Flotow, beraten von dem damals bedeutendsten deutschen Pomologen, Geheimrat Diel. |
1827 | Verzeichnis von Obstbäumen und Fruchtsträuchern, welche in der Fürstlichen Baumschule zu Muskau für festgesetzte Preise verkauft werden. In: Oberlausitzische Fama, S. 367-368 Verzeichnis von Obstbäumen und Fruchtsträuchern Muskau 1827.pdf (auf oberlausitz-stiftung.de) |
1831 | Der Geheime Finanzrat von Flotow (Dresden) erstellt ein Verzeichnis der edelsten Obstsorten in Sachsen. In: Universal-Blatt für die gesammte Land- und Hauswirtschaft, hg. von Dr. Putsche und Heinrich Schubarth, 12.11.1831, Nr. 10, Seite 109-114 sowie vom 19.11.1831 Nr. 11, S. 121-125. |
1834 | Gründung des „Vereins zur Beförderung des Obstbaus in der Oberlausitz“ in Zittau. Dieser Verein bringt die Zeitschrift „OPORA. Eine Zeitschrift zur Beförderung des Obstbaus in Deutschland“ heraus. Allein entlang von acht Kunststraßen (Chausseen) der Oberlausitz stehen 11.748 Apfel-, 2.105 Birn-, 2.240 Pflaumen- und 10 Kirschbäume (Zeitschrift OPORA, 1835, Bd. 1, S. 79). |
1836 | Aufgrund einer „Verordnung zur Förderung des Obstbaus in Sachsen“ des königlichen Ministeriums des Innern wird bestimmt, dass die Landesbaumschule in Dresden Propfreiser für nur sechs Pfennige abgeben muss. Hiervon wird ausgiebig Gebrauch gemacht. Dadurch ist vermutlich auch in der Oberlausitz die Qualität der Obstsorten deutlich angestiegen. |
1840 | Der Verein zur Beförderung des Obstbaus in der Oberlausitz (Zittau) gibt „Das Obstbüchlein. Ein Lesebuch für die deutschen Bürger- und Landschulen“ heraus. U.a. werden dort 109 Apfelsorten beschrieben und zum Anbau in der Oberlausitz empfohlen. |
1843 | Der Obstbau-Verein in der Oberlausitz (Zittau) gibt die Zeitschrift „Für Freunde des Obstbaues. Eine Zeitschrift zur Beförderung des Obstbaues in Deutschland“ heraus. |
1846/47 | Die Standesherrschaftliche Baumschule zu Muskau gibt ein Verzeichnis der Bäume, Sträucher, Stauden heraus, in dem auch verschiedene Obstsorten zum Kauf angeboten werden (erster noch vorhandener Baumschulkatalog der Oberlausitz, siehe (Baumschulkatalog_Muskau_1846.pdf (auf oberlausitz-stiftung.de) |
1849 | Erste sächsische Obstausstellung in Klix bei Bautzen. |
1850 | Um das Jahr 1850 wird in Görlitz ein pomologischer Garten errichtet, neben einem solchen Garten in Braunschweig der erste dieser Art in Deutschland. |
1863 | Vierte Allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüse-Züchter in Görlitz, 10.-13. Oktober 1863. Das Protokoll über diese Versammlung liegt der Oberlausitz-Stiftung als pdf-Dokument vor. |
1874 | Gründung des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen. Dieser errichtet eine Zentralstelle zur Ausbildung von Baumwärtern, verteilt Edelreiser von geeigneten Obstsorten, verbreitet die zum fachkundigen Obstbau nötigen Kenntnisse, veranstaltet jährlich Obstausstellungen, organisiert Vorträge mit Demonstrationen (Baumschnitt etc.), gibt eine monatlich erscheinende Fachzeitschrift heraus und führt Obstverwertungs-Lehrgänge durch. Von alldem profitiert auch der Obstbau in der Oberlausitz. |
1876 | Generalverordnung des sächsischen Finanzministeriums zur Förderung des Obstbaus an den fiskalischen Straßen. Chausseewärter müssen einen Kurs in Pflanzung und Pflege von Obstbäumen absolvieren. In den folgenden Jahren werden Bepflanzungspläne für die Chausseen erstellt. Aus der Verpachtung der Straßenbäume erhält der Staat in den Jahren 1880-1904 mehr als 3 Mio. Mark. |
1878 | Landes-Obstbauverein: erste Aufstellung eines Normal-Obstsortiments für das Königreich Sachsen, um den Mitgliedern die Auswahl der für bestimmte Gegenden, deren Bodenverhältnisse, Lagen und Standorte geeignete Sorten zu erleichtern. Das Sortiment enthält je 75 Sorten Äpfel und Birnen, je 25 Sorten Pflaumen und Kirschen, sowie 5 Sorten Aprikosen und 10 Sorten Pfirsiche. |
1879-92 | Errichtung der Landwirtschaftlichen Schule einschließlich der Obst- und Gartenbauschule für das Königlich Sächsische Markgraftum Oberlausitz in Bautzen. |
1882 | Gründung des „Obstbau- und Anpflanzungsvereins“ in Löbau. |
1883 | Der Landesobstbauverein in Sachsen besteht inzwischen aus 30 Bezirksvereinen mit über 2.700 Mitgliedern. |
1888 | Landes-Obstbauverein: Engere Auswahl für ein Normal-Obstsortiment für das Königreich Sachsen. Je 15 Apfel- und Birnensorten. Diesem engeren Sortiment werden 16 Sorten Äpfel und 10 Sorten Birnen zum Zwecke der Erprobung angefügt. Fortan werden nur noch von diesem engeren Normal-Sortiment Edelreiser an die Vereinsmitglieder abgegeben. |
1890 | Der in der Entstehung begriffene Erwerbsobstbau erhält vom „Deutschen Pomologenverein“ Sortenempfehlungen. Dieser befürwortet gleichzeitig die Vernichtung „unwerter Sorten“. Dadurch wird der Rückgang der Sortenvielfalt beschleunigt. |
1902 | Landes-Obstbauverein: die bisherige Aufstellung eines Normal-Obstsortiments für das Königreich Sachsen wird überarbeitet. Es umfasst nun je 50 Sorten Äpfel und Birnen, 15 Sorten Kirschen, 10 Sorten Pflaumen, 12 Sorten Pfirsiche und 5 Sorten Aprikosen. Ferner werden je 15 Apfel- und Birnensorten besonders zum Anbau empfohlen (engeres Sortiment). |
nach 1920 | Während der 1920er und 1930er Jahre verschob sich der Schwerpunkt des Obstbaus weg von den Sortenfragen und mehr und mehr auf anbautechnische, betriebswirtschaftliche und Vermarktungsfragen. 1922 wurden je drei sogenannte „Reichsobstsorten“ für Apfel und Birne proklamiert, die für das gesamte Deutsche Reich (im Sinne von überall anbaufähig) besonders empfohlen wurden. |
1950 | Die Empfehlung nur noch weniger Standard-Sorten und staatliche Abholzungsprämien für Obstbäume führen zu einem dramatischen Rückgang der Sortenvielfalt und vor allem der Streuobstbestände. Obst wird immer weniger selbst produziert und stammt aus Plantagenanbau und wird auch in zunehmender Masse aus anderen Erdteilen importiert. |
1950/60er Jahre | Der Obstanbau in Deutschland erlebt einen vorher nie dagewesenen Umbruch, was Sorten und Anbauformen betrifft. Der bis dahin in Deutschland vorherrschende Hochstamm-Obstbau, häufig im Nebenerwerb zur sonstigen Landwirtschaft betrieben, wurde abgelöst von im Haupterwerb betriebenen Niederstamm-Plantagen. Die Etablierung chemischer Pflanzenschutzmittel im Obstbau ermöglichte nun den Anbau der aus den USA eingeführten krankheitsanfälligen Apfelsorten ‚Golden Delicious’ (Gelber Köstlicher) und ‚Jonathan’, die sich auch in der Oberlausitz zu den Hauptsorten im Anbau entwickelten und mit denen der Obstbau – unter der Prämisse eines intensiven Pflanzenschutzes – nun höhere Erträge erwirtschaften konnte. |
1960 | Von der Zentralstelle für Sortenwesen der DDR wurde eine landesweit einheitliche Liste der „zugelassenen“ Sorten herausgegeben, die beim Apfel ca. 30 Sorten umfasste. Trotzdem behielten die alten Streuobstbestände hier für die ländliche Selbstversorgung noch bis in die 1980er Jahre eine größere Bedeutung als in der Bundesrepublik. Zudem sorgten die staatlich garantierten Aufkaufpreise für Obst sorgten noch für ein wirtschaftliches Interesse an der Ernte des Obstes und damit an der Erhaltung der alten Bestände mit den alten Sorten. |
1960er Jahre | Engagierten Baumschulen ist es zu verdanken, dass weiterhin viele Sorten zur Verfügung standen So konnte man z.B. von der Oberlausitzer Baum- und Rosenschulen (Löbau, heute Baumschule Schwartz) im Jahr 1966 immerhin allein 37 Apfelsorten zum Kauf zur Verfügung. |
1970er Jahre | Dramatischer abgenommen als die Zahl der noch vorhandenen Obstsorten hat seit den 1970er Jahren die Kenntnis um diese Sorten. Pomologie im Sinne von Sortenkunde ist heute nur noch ein marginales Nebenfach des Obstbaus, das in der Praxis der Ausbildung keine Rolle mehr spielt. In der Oberlausitz gibt es mit Klaus Schwartz (Löbau) nur noch einen Pomologen, der Apfelsorten bestimmen kann. Niemand kann mehr in der Oberlausitz mit hoher Sicherheit Birnen-, Kirschen- und Pflaumensorten bestimmen. |
1996 | Die Verordnung (EG) Nr. 2200/96 über Qualitätsnormen für Obst und Gemüse bestimmt, dass Erzeugnisse, für die EU-Qualitätsnormen bestehen, nur dann in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn sie den Qualitätsnormen entsprechen und entsprechend gekennzeichnet sind. Obst, das nicht der EG-Norm entspricht, darf nur im Direktverkauf ab Hof an die Verbraucher weitergegeben werden. Diese Normen klassifizieren Obst zum Beispiel nach Größe, Form und Farbe in die Handelsklassen: EXTRA, I und II. Viele alte Obstsorten werden dadurch praktisch nicht mehr vermarktungsfähig. |
2006 | Errichtung der Oberlausitz-Stiftung mit dem Ziel des Erhalts alter Obstsorten im Obstsortengarten der Oberlausitz in Ostritz-Leuba. |
Literatur:
- Christian Adam Peschek: Geschichte der Industrie und des Handels in der Oberlausitz. In: Neues
Lausitzisches Magazin, 1850, Bd. 27, S. 193-195. - Hans Stöhr: Sachsens Obstbau in vier Jahrhunderten. Dresden 1905.
- Werner Schuricht: Der Obstbau Mitteldeutschlands vom Mittelalter bis zum Jahre 1945.
Hrsg.: Förderverein Deutsches Gartenbaumuseum Erfurt, Erfurt 2009. - Schlitt, Michael: Sachsens historische Obstsorten. Geschichte – Sortenbeschreibungen – Erhalt. Görlitz 2019, Verlag Gunter Oettel.