Im Rahmen der „Zweiten pomologischen Bestimmung der Apfelsorten der Deutschen Genbank Obst (DGO)“ wurden unter Leitung der Pomologen Hans-Joachim Bannier und Dr. Werner Schuricht in den Jahren 2017 bis 2021 insgesamt 5.880 Akzessionen auf Sortenechtheit überprüft.

Die Sortenpflanzungen der überprüften acht DGO-Standorte umfassen sowohl deutsche als auch internationale Sorten, sowohl alte Sorten als auch Züchtungssorten des 20. Jahrhunderts, sowie zahlreiche Lokal- und Regionalsorten. Ein Teil der Sorten stammte aus alten Streuobstbeständen bzw. war lediglich mit Arbeitsnamen versehen.

Die Echtheitsprüfung erfolgte unter Beteiligung von fünf Pomologen und basiert auf der intensiven Auswertung der historischen und aktuellen Obstsorten-Literatur weltweit. Berücksichtigt wurden dabei zusätzlich auch Erkenntnisse der Molekulargenetik, z.B. über Abstammung, Verwandtschaft und Ploidiestatus der Sorten. Die Referenzen, anhand derer die pomologische Bestimmung jeweils erfolgte, wurden für jede der bestimmten Sorten detailliert dargelegt. Von den 5.880 Akzessionen konnten 4.625 (= 78 %) sicher identifiziert werden. Bei den 5.880 Akzessionen handelt es sich (nach den Ergebnissen der molekularen Fingerprints) um 1.200 Sorten, von denen wiederum 920 (= 76,7 %) sicher oder unter Vorbehalt pomologisch identifiziert werden konnten (Mutanten nicht eingerechnet).

Historische Zeichnung Purpurroter Cousinot

Historische Zeichnung Purpurroter Cousinot

Wiederentdeckt werden konnte im Rahmen der Sortenprüfung die historische Sorte ‚Purpurroter Cousinot’. Die Sorte, bei der es sich um einen bis zum späten Frühjahr haltbaren Lagerapfel handelt, ist vermutlich schon vor oder direkt nach dem 2. Weltkrieg verloren gegangen und es wurde stattdessen von Baumschulen (und später Reisermuttergärten) jahrzehntelang – bis heute – eine andere (Frühherbst-)Sorte unter diesem Namen verkauft. Der echte ‚Purpurrote Cousinot’ steht heute in Müncheberg und in der Sammlung in Triesdorf.

 

 

 

 

 

 

Historische Zeichnung Orleans Renette

Historische Zeichnung Orleans Renette

Ebenfalls wiederentdeckt wurde in Müncheberg die in Deutschland verschollene originale ‚Orleans Reinette’. Bei allen übrigen ‚Orleans Renette’-Akzessionen der DGO handelt es sich nicht um eben diese, sondern um die ‚Neue Orleans Renette’, eine vom rheinischen Pfarrer Henzen um 1870 aus Samen der echten ‚Orleans Renette’ gezüchtete triploide Sorte (beschrieben in den Pomolog. Monatsheften 1877).

 

 

 

 

 

 

Historische Zeichnung Edelborsdorfer

Historische Zeichnung Edelborsdorfer

Ein weiteres Ergebnis: Der echte ‚Edelborsdorfer’, die älteste deutsche Apfelsorte, ist nur mit einer einzigen Akzession in Triesdorf vertreten (dort als ‚Judenboschter’). Offenbar muss es in Deutschland schon nach dem 1. Weltkrieg zu einer Verwechslung von ‚Edelborsdorfer’ und ‚Seebaer Borsdorfer’ gekommen sein, da letzterer in Deutschland schon in den 1930er Jahren vielfach als ‚Edelborsdorfer’ gepflanzt worden ist.

 

 

 

 

 

 

Der für pomologisch Interessierte hoch interessante Abschlussbericht zur „Zweiten pomologischen Bestimmung der Apfelsorten der Deutschen Genbank Obst“ mit vielen weiteren Hinweisen zu wiedergefundenen Sorten und Hinweisen zu falschen Sortenbezeichnungen findet sich hier

https://service.ble.de/ptdb/index2.php?detail_id=331903&ssk=673b20eafa&site_key=141&stichw=reben&zeilenzahl_zaehler=137&NextRow=130

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